zum Hauptinhalt
Für viele Haushalte zählt jeder Cent Energiekosten.

© IMP-Archiv

Die Energie wird knapp: Wenn Verzichten vom „Kann“ zum „Muss“ wird

Gas reicht nicht auf Dauer, Preise steigen: Bisher Gewohntes wird bald auch für die Mittelschicht zum Luxus. Das ist die neue Herausforderung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Maria Fiedler

Es gibt viele Menschen in Deutschland, die Erfahrung im Verzichten haben. Die einen kennen das bisher vor allem in freiwilliger Form. Sie wollen dünner werden und verzichten auf Zucker. Sie wollen gesünder leben und lassen den Alkohol weg. Oder sie versuchen, Klima und Umwelt zu schonen. Dann wird auf eine Flugreise verzichtet und stattdessen Zug gefahren.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Auf der anderen Seite gibt es jene, die verzichten schon lange, ohne eine Wahl zu haben. Für sie ist ein Kinobesuch Luxus, am 27. des Monats ist für den Einkauf im Supermarkt kein Geld mehr da, und im vergangenen Winter war die Heizung nur in einem Zimmer ihrer Wohnung voll aufgedreht. Für sie hört es sich zynisch an, wenn Politiker sagen, der Gürtel müsse enger geschnallt werden - denn sie wissen nicht, wo sie noch sparen sollen.

Was es heißt, nicht freiwillig zu verzichten, sondern dazu gezwungen zu sein: Das werden bald deutlich mehr Menschen in Deutschland erleben. Schon jetzt schwört die Bundesregierung das Land auf Entbehrungen ein. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will und kann angesichts der sinkenden Gaslieferungen aus Russland kältere Wohnungen im Winter nicht ausschließen. Bundesfinanzminister Christian Lindner prognostizierte bereits „Jahre der Knappheit“.

Diese Einschnitte werden nicht mehr nur die Armen betreffen, Menschen mit kleinen Einkommen oder mit kleiner Rente, sondern auch Teile der Mittelschicht. Jene, die sich bisher zufrieden zu den Durchschnittsverdienern zählten, werden die Veränderung stark zu spüren bekommen.

Ein Ende der Entwicklung ist nicht absehbar

Gestörte Lieferketten durch Corona, knappe Ressourcen und der Energiepreisschock, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine - all das führt zu rasant steigenden Preisen für Lebensmittel und Alltagsprodukte, zu höheren Kosten fürs Heizen und Tanken. Ein Ende der Entwicklung ist noch nicht absehbar. Die Folgen sind für alle Verbraucher spürbar und für fast alle unangenehm. Es ist in der Tat ein Zeitalter des Verzichts und der Knappheit, das auf das Land zukommt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Jahrzehntelang ging es in der Bundesrepublik wirtschaftlich ständig bergauf. Wohlstand und wirtschaftliche Stabilität wurden für viele zu einer Selbstverständlichkeit, genauso wie die jährliche Flugreise oder der regelmäßige Restaurantbesuch. Jetzt könnten auch Menschen Abstiegsängste kennenlernen, die sich davon bisher nicht gemeint fühlen mussten. Wie werden sie reagieren? Politikwissenschaftler warnen, dass es zu einem Erstarken extremer Parteien kommen könnte.

[Lesen Sie hier bei T-Plus: Steht die Welt tatsächlich am Rande einer Wirtschaftskrise?]

Die Möglichkeiten des Staates, mit finanziellen Mitteln gegenzusteuern, sind endlich. Nicht jeder könne entlastet werden, wurde schon oft betont. Hilfe vom Staat müssen vor allem jene bekommen, die sie am stärksten brauchen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Es ist richtig, dass die Politik auch alle anderen jetzt auf schwierige Zeiten vorbereitet - und um Mithilfe bittet. Wirtschaftsminister Habeck hat nachdrücklich zum Energiesparen aufgefordert, um die Gasknappheit zu lindern.

Gleichzeitig haben die Bürger es nur bedingt in der Hand. Wenn Wladimir Putin den Gashahn ganz zudreht, dann hilft auch kürzer duschen nichts mehr gegen die (Energie-)Krise. Darum bleibt es vor allem Aufgabe der Politik, aktuell die größten Härten abzufedern - und die Weichen so zu stellen, dass aus dem Verzicht keine dauerhaften Entbehrungen werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false