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Politik: Die Entdeckung der Langsamkeit

So locker hat man Michael Steiner lange nicht erlebt. Der 52-Jährige freut sich offenbar auf das neue Amt, das er heute antritt: UN-Verwalter des Kosovo.

So locker hat man Michael Steiner lange nicht erlebt. Der 52-Jährige freut sich offenbar auf das neue Amt, das er heute antritt: UN-Verwalter des Kosovo. In den drei Jahren als außenpolitischer Berater des Kanzlers war er unter Zeitdruck, manche empfanden seine Zielstrebigkeit als Härte, sein energisches Drängen als Aufbrausen, seine Kurzangebundenheit als Arroganz. Im Herbst ist er zurückgetreten - wegen eines Wortwechsels mit deutschem Wachpersonal bei einer Zwischenlandung in Moskau, der als "Kaviar-Affäre" bekannt wurde.

Jetzt treten wieder andere Facetten seiner Persönlichkeit hervor: der Gestalter, der Diplomat, der charmante Plauderer. Im Kosovo hat er große Vollmachten. Die Verfassung könnte er ändern, Regierungsbildungen fördern oder verhindern. Und Weichen stellen für den künftigen Status der Provinz - Unabhängigkeit oder Autonomie in Jugoslawien.

Er beschreibt das zurückhaltender. Nachdem die Nato 1999 die Vertreibung der Kosovo-Albaner gestoppt hatte, musste der Franzose Kouchner "Nothilfe leisten: Dächer decken, das Überwintern ermöglichen". Unter dem Dänen Häkkerup wurden "der Verfassungsrahmen gesteckt und freie Wahlen abgehalten". Steiner will nun "die Voraussetzungen schaffen, dass wir die Befugnisse auf eine Kosovo-Regierung übertragen" können. Noch gibt es keine Regierung. Ibrahim Rugova, langjähriger Führer des gewaltlosen Widerstands, ist in mehreren Wahlgängen gescheitert. Braucht die Region "eine leitende Hand von außen"? Steiner zögert, lässt das Bild gelten, schwächt aber ab. "Der Region fehlt die Erfahrung der Demokratie. Da dauert manches eben." Gibt es eine andere Integrationsfigur als Rugova? "Den Teufel werde ich tun, ein Ergebnis öffentlich vorzugeben." Und setzt hinzu: "Als Botschafter in Prag habe ich durch Vaclav Havel gelernt. Eine Nation, die so einen Trumpf hat, sollte ihn nicht aus der Hand geben."

Die dringendsten Aufgaben? Sicherheit mit immer weniger Soldaten: "Warum soll die Nato nicht unbegrenzt bleiben, wie in Westeuropa nach dem Krieg?" Sicherheit für die serbische Minderheit: "2000 sind zurückgekehrt, aber 20 000 nach Serbien emigriert." Privatisierung, Energieversorgung, noch wird der Strom wird abgeschaltet.

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