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Politik: Die Erbin und der Minister

Frankreichs Regierung gerät in Erklärungsnot

Paris - In der Affäre um die Milliardärin Liliane Bettencourt gerät Frankreichs Regierung in Erklärungsnot. Wie die Zeitschrift „Marianne“ berichtet, war Arbeitsminister Eric Woerth in seinem vorigen Amt als Budgetminister bereits im Januar 2009 von der Staatsanwaltschaft darüber unterrichtet worden war, dass die Erbin des Kosmetikkonzerns L’Oréal über zwei nicht deklarierte Konten in der Schweiz verfügt. Auf diese Information, die auch Hinweise auf einen dem Fiskus nicht erklärten Kauf einer Seychellen-Insel enthielt, habe die Finanzverwaltung jedoch keine Untersuchung wegen möglicher Steuerhinterziehung eingeleitet.

Die Existenz der beiden Konten war kürzlich durch die Veröffentlichung von Tonbandmitschnitten bekannt geworden, die der Butler der 87-jährigen Bettencourt von Gesprächen mit ihrem Vermögensverwalter Patrice de Maistre gemacht hat. Die Guthaben auf beiden Konten belaufen sich nach dessen Angaben auf 79 Millionen Euro, die die Eigentümerin jetzt dem Fiskus zu erklären bereit ist.

Woerth trat der Vermutung entgegen, dass er eine Steuerkontrolle bei Bettencourt verhindert hat. „Ich habe keinerlei Anweisung in diese Richtung gegeben“, ließ er erklären. In einem Kommuniqué nahm Premierminister Francois Fillon den Arbeitsminister vor „nicht exakten Anschuldigungen“ in Schutz und versicherte ihn seines „totalen Vertrauens“. Für Woerth ist die Affäre umso peinlicher, als seine Frau Florence 2007 bei Bettencourt als Vermögensberaterin eintrat. Für diese Beschäftigung seiner Frau, die sie jetzt unter dem Eindruck eines möglichen Interessenkonflikts aufgab, hatte sich Woerth laut den Tonbandaufzeichnungen bei Bettencourts Vermögensverwalter de Maistre persönlich eingesetzt. Gegenüber der Opposition, die seinen Rücktritt fordert, erklärte Woerth, er habe sich nie um die beruflichen Angelegenheiten seiner Frau gekümmert. Unterdessen wurde bekannt, dass Woerth 2008 Bettencourts Vermögensverwalter de Maistre mit der Ehrenlegion auszeichnete. Im „Figaro“ behauptet de Maistre jedoch, er kenne Woerth nur flüchtig. Er bestätigte, dass Bettencourt mit Spenden die Regierungspartei UMP unterstützt habe. Deren Schatzmeister ist Woerth. Hans-Hagen Bremer

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