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Politik: Die ersten Flüchtlinge wagen sich wieder in ihre Heimat

Die Vereinten Nationen haben am Freitag die ersten ost-timorischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgebracht, die vor Wochen in den Westteil der Insel geflohen waren. Wie ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) sagte, wurden 94 Menschen aus der west-timorischen Stadt Kupang an Bord einer Transportmaschine nach Dili gebracht.

Die Vereinten Nationen haben am Freitag die ersten ost-timorischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgebracht, die vor Wochen in den Westteil der Insel geflohen waren. Wie ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) sagte, wurden 94 Menschen aus der west-timorischen Stadt Kupang an Bord einer Transportmaschine nach Dili gebracht. Im Laufe des Tages sollten weitere Menschen repatriiert werden. Nach UNHCR-Angaben gab es bei der Rückführung eine gute Zusammenarbeit mit den indonesischen Behörden, die den ursprünglich für Mittwoch vorgesehenen ersten Flug zunächst verzögert hatten. Am heutigen Sonnabend sollen die ersten Soldaten des deutschen Kontingentes der Friedenstruppe in die Krisenregion verlegt werden.

Die indonesische Regierung hatte der Rückkehr Hunderttausender ost-timorischer Flüchtlinge in ihre Heimat nach tagelangen Beratungen am vergangenen Wochenende zugestimmt. Allein in West-Timor halten sich etwa 250 000 Flüchtlinge auf. Viele von ihnen berichteten, sie seien gegen ihren Willen nach West-Timor verschleppt worden. Soldaten des britischen Interfet-Kontingents berichteten am Freitag, sie hätten in der Nähe der Stadt Tuala im Osten von Ost-Timor 1600 Menschen entdeckt, die sich dort in Höhlen versteckt hielten.

Französische Armeetransporter brachten die ersten Rückkehrer in das Stadion von Dili, wo die internationale Schutztruppe (Interfet) eine Zeltstadt für die Rückkehrer aufgebaut hat. Auf dem Weg zum Stadion säumte eine große Menschenmenge die Straße und bereitete den Rückkehrern einen begeisterten Empfang. Im Stadion spielten sich ergreifende Szenen ab, als sich Familienmitglieder in die Arme fielen, die teilweise über sechs Wochen voneinander getrennt gewesen waren. In West-Timor hatten die Flüchtlinge in Lagern gelebt, in denen nach Angaben von Rückkehrern elende Bedingungen herrschten: "Da gibt es kein Wasser. Viele Leute werden krank und einige mussten auf dem Boden lagern, weil kein Platz mehr für sie blieb. Die sind daran zugrunde gegangen", berichtet eine ältere Frau fassungslos. Viele Angehörige von Milizen seien in die Lager eingedrungen und hätten versucht, Frauen zur Ehe zu zwingen.

Pro-indonesische Milizen hatten Ost-Timor nach einem Unabhängigkeitsvotum der Bevölkerung Ende August mit Gewalt überzogen. Mitte September hatten die Vereinten Nationen einer von Australien geführten multinationalen Sicherungstruppe das Mandat zur Stationierung in Ost-Timor erteilt.

Das deutsche Kontingent an der internationalen Friedenstruppe für Ost-Timor wird am heutigen Samstag in die Krisenregion verlegt. Das Bundesverteidigungsministerium teilte am Freitag in Berlin mit, die Soldaten würden am Morgen vom Flughafen Hohn aus nach Darwin in Australien geflogen. Der Bundestag hatte dem Einsatz am Donnerstag mit breiter Mehrheit zugestimmt.

Hauptaufgabe der deutschen Soldaten ist die Evakuierung Schwerverletzter der Interfet-Truppe und der zivilen Friedenstruppe Unamet aus der Hauptstadt Dili oder von anderen gesicherten Landeplätzen. Das Ministerium teilte mit, die Soldaten des Lufttransportgeschwaders Wunstorf in Niedersachsen würden von einer Sanitäts-Crew und Fernmeldetechnikern unterstützt. Es würden Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit eingesetzt. Wehrdienstleistende könnten nur eingesetzt werden, wenn sie sich für besondere Auslandsverwendungen freiwillig verpflichtet hätten. Der Bundestag hat den Einsatz von bis zu 100 Soldaten gebilligt. Die voraussichtlichen Kosten des Einsatzes werden nach ersten Schätzungen rund 5,1 Millionen Mark im Monat betragen. Etwa 2,9 Millionen Mark werden für die Hin- und Rückverlegung der Soldaten veranschlagt. Wie lange der Bundeswehr-Einsatz dauern wird, steht bislang noch nicht fest.

Der Chef der indonesischen Streitkräfte, General Wiranto, warnte Interfet unterdessen davor, indonesisches Territorium zu betreten. Laut einem Bericht der in Jakarta erscheinenden Zeitung "Bisnis" sagte der General, falls Interfet die territoriale Souveränität der Republik Indonesien verletze, werde die indonesische Armee mit Sicherheit entschlossen und kraftvoll reagieren." Wiranto sagte, bislang gebe es keine Bestätigung für Berichte, wonach Interfet-Hubschrauber West-Timor überflogen. Interfet will am Freitag in Gesprächen mit dem Chef der für die Unabhängigkeit der Inselhälfte von Indonesien kämpfenden Gruppe Falintil Gespräche zur Entwaffnung aufnehmen. Ein Interfet-Sprecher sagte in der Provinzhauptstadt Dili, Generalmajor Peter Cosgrove wolle mit Falintil-Anführer Taur Matan Ruak zusammentreffen. Die Gruppe hat bisher erklärt, sie wolle ihre Waffen erst abgeben, wenn alle indonesischen Soldaten abgezogen sind. Die unter australischem Kommando stehende Interfet hat die Aufgabe, vor der Unabhängigkeit Ost-Timors alle Gruppierungen zu entwaffnen. Cosgrove bat den Angaben zufolge auch das indonesische Militär, auf die indonesischen Nationalisten und Milizen einzuwirken, ebenfalls ihre Waffen abzugeben.

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