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Politik: Die EU – Club der Ketzer und Ungläubigen?

Berlin - Eins der europäischen Staatsoberhäupter hat aus ganz schwerem Geschütz gegen den Berliner Jubiläumstext gefeuert: Papst Benedikt XVI., dessen Vatikanstaat freilich nicht Mitglied der Union ist, sieht in der Erklärung der 27 europäischen Staaten zum Jahrestag der Römischen Verträg „eine einmalige Form der Apostasie“.

Berlin - Eins der europäischen Staatsoberhäupter hat aus ganz schwerem Geschütz gegen den Berliner Jubiläumstext gefeuert: Papst Benedikt XVI., dessen Vatikanstaat freilich nicht Mitglied der Union ist, sieht in der Erklärung der 27 europäischen Staaten zum Jahrestag der Römischen Verträg „eine einmalige Form der Apostasie“. Sie enthält nämlich keinen Bezug auf Gott und Christentum. Europas Identität basiere auf gemeinsamen Werten, die das Christentum zusammenschmiede, sagte der Papst und nahm damit zugleich für sich in Anspruch, das gesamte Christentum zu vertreten. Die evangelische Kirche nämlich betrachtet Apostasie, das freiwillige Aufgeben des Glaubens („Abfall vom Glauben“), nicht als Vergehen. Für die katholische Kirche hingegen ist Apostasie eine schwere Sünde, die sich der Definition der „New Catholic Encyclopedia“ zufolge nur der Schwere nach, nicht aber in der Substanz von der Häresie unterscheidet, der Ketzerei, bei der der Abtrünnige einzelne kirchliche Lehren bestreitet.

Apostasie ist ein Begriff des katholischen Kirchenstrafrechts und zieht Exkommunikation nach sich. Die spanische Inquisition verfolgte ab Ende des 15. Jahrhunderts vor allem die zwangsgetauften Juden und Muslime als Apostaten, wenn erkennbar wurde, dass sie zu ihrem alten Glauben zurückkehrten. Der Papst ließ an diesem Wochenende offen, ob die Frommen unter den EU-Staatsmännern nun die Exkommunikation zu fürchten haben. Italiens Premier Romano Prodi etwa und Polens Präsident Lech Kaczynski sind praktizierende Katholiken.ade

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