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Politik: Die EU will den Kandidaten für die IWF-Führung trotz Ablehnung der USA ins Rennen schicken

Der wochenlange Streit um die Besetzung des Chefpostens des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird zu einem offenen Konflikt zwischen Europäischer Union und USA. Trotz ablehnender Haltung von US-Präsident Bill Clinton stellte sich die EU am Dienstag in Brüssel demonstrativ hinter ihren Kandidaten, den deutschen Finanz-Staatssekretär Caio Koch-Weser.

Der wochenlange Streit um die Besetzung des Chefpostens des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird zu einem offenen Konflikt zwischen Europäischer Union und USA. Trotz ablehnender Haltung von US-Präsident Bill Clinton stellte sich die EU am Dienstag in Brüssel demonstrativ hinter ihren Kandidaten, den deutschen Finanz-Staatssekretär Caio Koch-Weser. Auch bei der Bundesregierung stieß das Verhalten der USA auf Unverständnis.

Die EU hält trotz der ablehnenden Haltung der USA am deutschen Kandidaten für den Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF), Caio Koch-Weser, fest. "Die EU hat sich für Koch-Weser entschieden und wird ihn mit ihrem gesamten Gewicht und Einfluss unterstützen", sagte der Sprecher der portugiesischen Ratspräsidentschaft, Manuel Menesesam, am Dienstag.

Für Bundeskanzler Gerhard Schröder kam die Ablehnung des Deutschen für den Chefposten beim Währungsfonds wie eine schallende diplomatische Ohrfeige: "Die USA sind nicht bereit, den deutschen Kandidaten zu unterstützen", hatte US-Präsident Bill Clinton am Montag abend lapidar erklären lassen. Wochenlang hatte Schröder die widerstrebenden EU-Mitglieder gedrängt, den deutschen Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser aufs Schild zu heben.

Für Entwicklungshilfeexperten steht hinter der brüsken Ablehnung des Deutschen der seit Jahren schwelende Richtungsstreit über die künftige Strategie des IWF. Koch-Weser, der in Washington als zu "entwicklungslastig" eingeschätzt wird, widerspricht dem amerikanischen Verständnis der Organisation als reine internationale Finanzfeuerwehr. Bei den Europäern herrschte am Dienstag Katerstimmung; Bundesfinanzminister Hans Eichel äußerte sich reichlich verärgert. Auch wenn die EU-Partner einen Tag nach der Kür bekräftigten, auch weiter hinter dem Deutschen zu stehen, saß der Schock doch tief. Eichel verwies auf das ungeschriebene Gesetz, wonach der IWF bislang von einem Europäer, die Weltbank von einem Amerikaner geleitet wird. Die Europäische Union besteht darauf, ihren Bewerber selbst aussuchen zu können. Koch-Weser sei für den Posten geeignet und werde einhellig von den Europäern unterstützt, sagte er. "Europa hat einen gemeinsamen Kandidaten aufgestellt und wird ihn auch ins Rennen schicken", hieß es aus dem Finanzministerium.

In Brüssel begannen die EU-Mitglieder, die Stimmen für ihren Kandidaten zu zählen. Direkt halten die 15 Staaten gut 30 Prozent der Voten, die USA kommen auf gut 17 Prozent. Für eine Zustimmung sind über 50 Prozent der Stimmen im Exekutivdirektorium des Währungsfonds notwendig. Entscheidend wird jetzt vor allem sein, wer die afrikanischen Länder auf seine Seite bekommt. In der Vergangenheit hatten die IWF-Mitglieder jedoch immer auf einen möglichst breiten Konsens bei der Kandidatenkür gesetzt. Deshalb werden traditionell so lange Probeabstimmungen hinter verschlossenen Türen abgehalten, bis sich ein Kandidat klar herauskristallisiert oder das Handtuch wirft.

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