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Politik: Die Forderung namibischer Separatisten nach Eigenständigkeit des Gebiets wurde blutig niedergeschlagen

Der Caprivi-Zipfel, das kurios geformte Stück Land im Nordosten von Namibia, dürfte zu den merkwürdigsten Erfindungen der Architekten von Europas Kolonialgrenzen in Afrika zählen. Ausgerechnet hier im Fünfländereck, wo Namibia, Angola, Sambia, Botswana und Simbabwe aufeinanderstoßen, wurde die frühere deutsche Kolonie Namibia am Montag durch den kurzlebigen Aufstand einer Gruppe von Separatisten in die bislang schwerste Krise ihrer inzwischen fast zehnjährigen Unabhängigkeit gestürzt.

Der Caprivi-Zipfel, das kurios geformte Stück Land im Nordosten von Namibia, dürfte zu den merkwürdigsten Erfindungen der Architekten von Europas Kolonialgrenzen in Afrika zählen. Ausgerechnet hier im Fünfländereck, wo Namibia, Angola, Sambia, Botswana und Simbabwe aufeinanderstoßen, wurde die frühere deutsche Kolonie Namibia am Montag durch den kurzlebigen Aufstand einer Gruppe von Separatisten in die bislang schwerste Krise ihrer inzwischen fast zehnjährigen Unabhängigkeit gestürzt.

Stundenlang lieferten sich namibische Regierungstruppen und Separatisten aus dem Caprivi nach Augenzeugenberichten offene Gefechte. Dabei sollen mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter fünf namibische Soldaten. Die Kämpfe waren ausgebrochen, nachdem Aufständische der Caprivi Liberation Front (CLF), die angeblich von angolanischen Unita-Rebellen unterstützt wird, am frühen Montag die Polizeistation und den Flughafen in dem Regionalzentrum Katima Mulilo angegriffen und dabei die Radiostation in ihre Gewalt gebracht hatten.

Am Dienstag hatte sich die Lage in der Region wieder weitgehend beruhigt; Regierungstruppen kontrollierten das Gebiet. Nur noch vereinzelt waren Schüsse zu hören. Allerdings blieb der Ausnahmezustand bestehen, den Namibias Präsident Sam Nujoma noch am späten Montag über den gesamten Caprivi verhängt hatte. Auch Schulen und Geschäfte blieben geschlossen. Ausländische Botschaften waren gestern vor allem darum bemüht, Entwicklungshelfer und Touristen aus der Region zu evakuieren.

Der Aufstand am Montag scheint in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Vorfall im November letzten Jahres zu stehen. Damals hatten namibische Sicherheitskräfte eine Razzia auf ein geheimes Ausbildungslager der Caprivi-Separatisten unternommen und dabei nach eigenem Bekunden Pläne aufgedeckt, die Region von Namibia abzuspalten und einen eigenen Staat zu bilden.

Der Grund für die damaligen Sezessionsbestrebungen und die nun ausgebrochenen Kämpfe geht auf den namibischen Unabhängigkeitskrieg gegen die südafrikanischen Besatzer zurück. Einige der im Caprivi-Zipfel lebenden Gruppen unterstützten dabei die namibische Widerstandsbewegung SWAPO, die heute die Regierung stellt. Ein anderer, weit größerer Teil kämpfte gegen sie. Die Kluft konnte auch nach der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1990 nicht überwunden werden. Namibias SWAPO-Regierung, die sich ganz überwiegend aus Mitgliedern der Ovambo-Volksgruppe zusammensetzt, machte keinerlei Konzessionen gegenüber den Bewohnern des Caprivi-Zipfels und vernachlässigte die Region auch bei der Vergabe von Entwicklungshilfegeldern.

Die nach dem früheren deutschen Reichskanzler Georg Leo von Caprivi benannte Landzunge wurde Namibia 1890 während der deutschen Kolonialzeit (1884 bis 1915) im Tausch gegen die ostafrikanische Gewürzinsel Sansibar zugeschlagen. Seit jener Zeit hebt sich das Gebiet, das ärmste Namibias, in Sprache und Tradition, aber auch in dem regen wirtschaftlichen Treiben der Bewohner stark vom übrigen Namibia ab.

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