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Politik: Die Gläubigen wollen den Papst sehen

„Um mal aus eigener Erfahrung zu reden: Eine Grippe dauert sieben Tage oder, wenn Sie wollen, eine Woche. Also.

„Um mal aus eigener Erfahrung zu reden: Eine Grippe dauert sieben Tage oder, wenn Sie wollen, eine Woche. Also.“ Der Sprecher des Vatikan, Joaquin Navarro-Valls, ist studierter Arzt. Nach dem Schrecken, der in der Nacht zum Mittwoch ihn selbst und alle im Vatikan tiefer befallen hat als je zuvor, muss er nun die geballte Ungeduld der Welt bewältigen.

Am späten Dienstagabend ist Johannes Paul II. mit schwerer Kehlkopf-Luftröhren-Entzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden und seit Navarro-Valls am Donnerstag erste Anzeichen einer „Stabilisierung des klinischen Bildes“ meldete, drängen Gläubige und vor allem die italienischen Medien massiv auf einen sichtbaren Beweis. Wird Johannes Paul II. am Samstag zu den römischen Seminaristen sprechen? Wird er sich am Sonntag, wie jede Woche, wieder zum öffentlichen Angelus-Gebet zeigen? Sich hören lassen wenigstens? Über eine Tonleitung aus dem Krankenhaus? Wird er das?

Navarro-Valls wiegelt ab. Man wisse ja, dass der Papst das Angelus-Gebet immer sehr ungern ausfallen lasse, aber Genaueres werde erst am Samstag entschieden. Und das Seminaristen-Treffen werde er „am Fernseher verfolgen“. Als sicher vermeldet der Sprecher nur, Johannes Paul II. könne wieder schlucken und esse normal. Sicher ist aber auch, dass die neue amerikanische Außenministerin Condoleeza Rice am kommenden Dienstag nicht, wie geplant, den Papst trifft, sondern Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano.

Navarro-Valls’ Worte von Freitagmittag haben auch nach innen in den Vatikan gewirkt. „Jetzt geht’s uns wenigstens ein bisschen besser“, sagt ein Kleriker, der noch wenige Stunden zuvor das Schlimmste befürchtet hatte: „Aber letztlich, so furchtbar viel wissen wir auch nicht.“

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