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Cem Özdemir

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Die Grünen: Özdemir kandidiert für Bütikofer-Nachfolge

Der Europaabgeordnete Cem Özdemir hat als erster Grüner seine Kandidatur um das Amt als Parteivorsitzender angekündigt. Damit könnten zwei Kandidaten aus der entscheidenden Klausur des Reformerflügels der Grünen hervorgehen. Die Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, hatte sich zuvor für die Wahl des Berliner Fraktionsvorsitzenden Volker Ratzmann ausgesprochen.

Der Grünen-Europaabgeordnete Cem Özdemir will im November für die Nachfolge des scheidenden Parteivorsitzenden Reinhard Bütikofer kandidieren. Er wolle bei den 2009 anstehenden Wahlen seine Erfahrungen einbringen und seinen "Beitrag dafür leisten, dass die Grünen ein eigenständiges Profil bekommen", sagte Özdemir am Montag dem Internt-Portal des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Das habe auch mit Veranwortung zu tun. "Es war ja öfter zu hören, dass die Jüngeren in der Partei angeblich nicht bereit seien, Verantwortung zu übernehmen - ich bin es", fügte Özdemir hinzu. Bütikofer hatte im März angekündigt, dass er im Herbst nicht wieder für das Amt kandidieren will.

Künast macht sich für Ratzmann stark

Erst am Wochenende hatte sich die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, für den Grünen-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, an der Parteispitze ausgesprochen. Zugleich hatte sie Befürchtungen von Grünen-Realpolitikern widersprochen, wonach Ratzmann wegen seiner linken Vergangenheit ihren Parteiflügel im Vorstand der Grünen nicht gut vertreten werde.

Özdemir, der dem Realo- oder Reformer-Flügel der Partei angehört, sagte, Ratzmann sei ein "mehr als respektabler Kandidat". Er und Ratzmann hätten "ein unterschiedliches Profil und unterschiedliche Inhalte", für die sie stünden. Dabei sehe er seine Kandidatur "nicht als Gegnerschaft". Es sei vielmehr "ein Angebot an die Partei". Der scheidende Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer hatte im März angekündigt, dass er im Herbst nicht wieder für das Amt kandidieren will.

Teamarbeit mit Claudia Roth

Er sagte am Montag zur Debatte um seine Nachfolge, sollten sich mehrere Bewerber für diese "schwierige Aufgabe in die Pflicht nehmen" lassen, sei eine demokratische Wahl gerade für eine Partei wie die Grünen nicht nachteilig. Er nehme zur Kenntnis, dass die Partei gute jüngere Kräfte haben, "die so was auch können". Man tue gut daran, sie einzubinden.

Bütikofer betonte zugleich, dass der neue Bundesvorstand alle Parteiflügel "sehr verantwortlich einbeziehen" müsse, wenn man die nächste Bundestagswahl erfolgreich bestehen wolle. Die Delegierten würden die Kandidaten daraufhin prüfen, ob sie ihnen "eine solche konstruktive Rolle" zutrauen. Özdemir versicherte, er wolle "zusammenführen". Wenn er zusammen mit Grünen-Chefin Claudia Roth an die Parteispitze gewählt würde, sei "Teamarbeit angesagt".

Unterstützung aus Baden-Württemberg

Özdemir wurde 1965 als Sohn türkischer Eltern im schwäbischen Bad Urach geboren und 1984 deutscher Staatsbürger. Den Grünen war er 1981 beigetreten. 1994 wurde er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag gewählt. Dort galt er als einer der schillerndsten Grünen-Politiker, stolperte aber 2002 über einen Kredit von dem umstrittenen PR-Berater Moritz Hunzinger und die private Nutzung dienstlicher Bonusmeilen. Özdemir zog sich daraufhin aus der Bundespolitik zurück. Seit 2004 sitzt der verheiratete Vater einer Tochter für seine Partei im Europaparlament.

Der baden-württembergische Grünen-Vorsitzende Daniel Mouratidis unterstützt Özdemirs Kandidatur. Özdemir sei der richtige Mann zur richtigen Zeit, sagte Mouratidis am Montag in Stuttgart. Er bringe nicht nur große Erfahrung in der Integrations- und Innenpolitik mit, sondern habe auch Durchsetzungskraft und Charisma. "Cem Özdemir kann Säle begeistern", sagte Mouratidis. (iba/ddp)

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