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Politik: Die Grünen: Stolz auf Joschka

"Mir ist überhaupt nicht bang, dass solche Aktivitäten den Grünen nutzen." So sieht Parteichef Fritz Kuhn die erfolgreichen Vermittlungen von Bundesaußenminister Joschka Fischer im Nahen Osten.

Von Matthias Meisner

"Mir ist überhaupt nicht bang, dass solche Aktivitäten den Grünen nutzen." So sieht Parteichef Fritz Kuhn die erfolgreichen Vermittlungen von Bundesaußenminister Joschka Fischer im Nahen Osten. Fischer, lange als "heimlicher Parteichef" apostrophiert, hatte in der Vergangenheit zunehmend weniger Interesse an der Parteiarbeit gezeigt. Hinter vorgehaltener Hand äußerten Spitzenpolitiker der Grünen die zunehmende Sorge, dass die hohen Popularitätswerte des Außenministers der eigenen Partei wenig bringen.

Der Kleine Parteitag der Grünen am Sonnabend in Berlin unternimmt den Versuch, daran etwas zu ändern. Ohne langes Zögern hat sich Fischer bitten lassen, vor dem Grünen-Länderrat zu sprechen. Direkt vom EU-Gipfel aus Göteborg kommt er, und Parteichefin Claudia Roth umarmt ihn zur Begrüßung. Fischer, staatsmännisch gekleidet im grauen Anzug mit Weste, berichtet den aufmerksam zuhörenden Delegierten über seinen Besuch in Israel und Palästina, der Dramatik bekommen hatte, weil zeitgleich ein Bombenanschlag auf eine Diskothek in Tel Aviv verübt worden war.

"Eine furchtbare Tragödie", sagt Fischer: "Wir waren plötzlich mittendrin in diesem Konflikt." Bewusst habe er nicht einseitig Partei ergriffen, erläutert der Außenminister. Und fasst den Gesprächsmarathon in den Satz: "Das ist für mich konkrete Friedenspolitik." Kerstin Müller antwortet: "Wir sind wirklich stolz auf das, was Joschka Fischer da zu Wege gebracht hat." Das Verhältnis der Fraktionschefin zu Fischer galt lange als schwierig - die Differenzen gehen auf die Zeit zurück, als sich beide in Bonn den Vorsitz der Bundestagsfraktion teilten. Doch jetzt sagt Müller, die den Außenminister begleitet hat: Fischer sei nicht nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, er sei auch "der richtige Mann". Und: "Lieber Joschka, ohne Deinen Einsatz gäbe es diese Waffenruhe nicht. Die Partei wird daran ganz offensiv anknüpfen."

Es gibt viel Applaus von den Delegierten für "ihren Joschka" - was allerdings nicht bedeutet, dass die Partei ihrem prominentesten Mitglied prinzipiell folgt. Noch am Freitagabend, als Fischer noch in Schweden war, haben die Delegierten stundenlang über die US-Pläne für ein Raketenabwehrsystem diskutiert. Der von der Parteilinken eingebrachte Antrag lehnt es klar ab - und wird bei wenigen Enthaltungen beschlossen. Vergeblich hat der Planungschef im Auswärtigen Amt, Achim Schmillen, gefordert, angesichts zahlreicher noch offener Fragen mit einer Positionierung zu warten. Parteichefin Roth dagegen setzte sich durch: "Es ist richtig und möglich, dass die Partei sich positioniert, auch abgrenzend."

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