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Die IAEO: Vom Förderer der Atomenergie zum Welt-Atomfahnder

Richtig bekannt geworden ist die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO mit Sitz in Wien erst in den letzten Jahren.

Wien - Ihre Suche nach Atomwaffen im Irak, die Aufdeckung heimlicher Atomprogramme Irans und Libyens oder der Konflikt mit Nordkorea haben dies bewirkt. Dabei sah und sieht sich die Organisation immer wieder heftiger Kritik beteiligter Parteien ausgesetzt.

Eigentlich sollte die IAEO nur die friedliche Nutzung der Kernenergie fördern, als sie am 29. Juli 1957 als autonome Organisation innerhalb der Vereinten Nationen (UN) gegründet wurde. Niemand dachte damals daran, dass Staaten wie Indien, Pakistan oder Israel einmal zu Atommächten aufsteigen, russische Atomwissenschaftler auf dem Schwarzmarkt Uran und Plutonium verkaufen und «Schurkenstaaten» oder Terroristen an eigenen Atomwaffen basteln könnten.

Die rund 2200 Mitarbeiter der IAEO aus 90 Ländern fördern auch heute die friedliche Nutzung der Kernkraft und die Sicherheit von Atomkraftwerken. Dafür werden sie regelmäßig von Umweltschützern weltweit gescholten. Doch seit dem Golfkrieg von 1991 ist die Behörde unter Führung des Schweden Hans Blix und seit 1997 unter dem Ägypter Mohammed el Baradei zur weltweit operierenden Atompolizei aufgestiegen, die die Weiterbereitung von Atomwaffen verhindern und atomare Missetaten aufdecken soll.

Die Neuverteilung der Aufgaben für die IAEO mit heute 137 Mitgliedstaaten und einem vergleichsweise knappen Budget von rund 275 Millionen US-Dollar begann mit dem Atomsperrvertrag von 1970. Zwar wird in ihren Labors bei Wien, Triest oder Monaco weiter an zivilen Projekten geforscht. Doch die Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen sowie der Missbrauch von Atomanlagen und radioaktiver Substanzen für militärische Zwecke stehen im Mittelpunkt. Spezialisten können mit höchst empfindlichen Geräten heute nicht nur geringste Spuren radioaktiver Substanzen noch nach Jahren nachweisen, sondern auch das Herkunftsland bestimmen.

In die Schlagzeilen gerieten IAEO-Inspekteure erstmals nach dem Golfkrieg von 1991, als sie zusammen mit anderen UN-Experten im Irak nach Massenvernichtungswaffen und Raketen fahndeten. Unter massiven Druck der US-Regierung unter Präsident George W. Bush kam die Atombehörde in den Monaten vor dem Irakkrieg der USA 2003. Damals drängte Washington Baradei, endlich Beweise für das angebliche irakische Atomwaffen-Programm vorzulegen. Doch der Beweis, das «Smoking Gun», konnte nicht geliefert werden, mit dem Bush den Feldzug gegen Saddam Hussein rechtfertigen wollte.

Seit mehr als zwei Jahren ringt die Atombehörde nun mit der Regierung Irans um die umfassende Offenlegung ihres 18 Jahre lang geheimen Atomprogramms. Zwar ist es den Inspekteuren gelungen, wesentliche Teile von Teherans Atomprogramms zu erfassen. Doch noch immer gibt es dunkle Flecken in der iranischen Atom-Vergangenheit. Viel Arbeit dürfte auch noch in Nordkorea warten, das erst im September die Rückkehr zum Atomwaffensperrvertrag und zu IAEO- Kontrollen in Aussicht stellte.

Die USA folgen den Aktivitäten der Organisation in Wien seit dem Amtsantritt von George W. Bush mit unverhohlener Skepsis. So warf der zum UN-Botschafter beförderte Ex-Staatssekretär für Rüstungskontrolle, John R. Bolton, der IAEO «Geldverschwendung, mangelnde Effizienz und Ergebnislosigkeit» vor. Die Wiener Behörde habe weder das iranische, noch das nordkoreanische Atomprogramm verhindern können. Ihr Chef ließ sich bsiher nicht beirren. Baradei glaubt, dass nicht Gewalt, sondern «Kontrolle und Diplomatie die Staatengemeinschaft am Ende zum Ziel führen» werden. (Von Christian Fürst, dpa)

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