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Politik: Die junge Frau aus Pakistan

Hina Rabbani Khar ist die erste Außenministerin des Landes – jetzt soll sie das Image Islamabads aufbessern

Sie kam, sah – und bezauberte den Erzfeind mit Charme, Schönheit und Modegeschmack. Pakistan hat eine neue Geheimwaffe: Sie heißt Hina Rabbani Khar, ist 34 Jahre alt und die erste Außenministerin in der Geschichte des islamischen Landes. Am Mittwoch hatte sie ihre Feuertaufe. Nur sieben Tage nach Amtsantritt wagte sich Pakistans jüngste Ministerin nach Delhi in Indien, um neuen Schwung in die Friedensgespräche mit dem Erzfeind zu bringen. Und Indiens Medien überschlugen sich beinahe vor Begeisterung. „Pakistan zeigt sich von seiner besten Seite“, jubelte das Massenblatt „Times of India“. Endlich komme Glamour in die indisch-pakistanischen Gespräche, freute sich auch die „Mail Today“ – und lobte die Roberto-Cavalli- Sonnenbrille, die Hermes-Birkin-Handtasche, die klassische Perlenkette und den modischen nachtblauen Anzug der bildhübschen Ministerin.

In Delhi traf die 34-Jährige mit ihrem 79-jährigen Amtskollegen S.M. Krishna zusammen. Es war das erste Mal seit einem Jahr, dass Außenminister beider Staaten zusammenkamen. Zwar wirkten der Neuling Khar und der alte Hase Krishna, der eine Vorliebe für Maßanzüge hat, eher wie Vater und Tochter, als sie für die Kameras die Hände schüttelten. Aber die Jungministerin schlug sich wacker. Sie beeindruckte nicht nur mit ihrer Kleiderwahl, sondern auch mit ihrem selbstsicheren Auftreten. „Dies ist eine neue Ära“, verkündete sie.

Doch den Beweis müssen beide Länder noch liefern: Die Friedensgespräche kommen bisher nur im Schneckentempo voran und sind von einem Durchbruch weit entfernt. Immerhin einigten sich die beiden Politiker darauf, einige Handels- und Reiseerleichterungen, die nach dem Terroranschlag auf Mumbai Ende November 2008 ausgesetzt worden waren, wieder einzusetzen.

Im Westen mag Khars steiler Aufstieg überraschen, aber ihre Ernennung scheint vor allem ein PR-Schachzug zu sein. Pakistans Image in der Welt ist ramponiert, das Verhältnis zu den USA gereizt und das mit Indien ohnehin vergiftet. Da kann man sich kaum eine bessere Werbeträgerin vorstellen als die schöne, gebildete Tochter aus reichem Hause, die so gar nicht ins West-Klischee der unterdrückten Muslim-Frau passen will. Die Mutter dreier Kinder hat aus Liebe geheiratet, ist Geschäftsfrau und seit Jahren in der Politik. Erst war sie ein Zögling des früheren Militärherrschers Pervez Musharraf. Nach seinem Sturz wechselte sie zur Regierungspartei PPP von Präsident Asif Ali Zardari. Sie solle die nette Seite Pakistans zeigen, umschrieb Zardari ihr Jobprofil. Von politischen Aufgaben war weniger die Rede.

Nicht alle in Pakistan sind jedoch erfreut über ihren Sprung an die Spitze des Außenministeriums. Einige halten sie für eine Karrieristin, die ihr Fähnchen in den Wind hängt. Khars größte Herausforderung wird nun der Beweis sein, dass sie mehr ist als nur ein hübsches Aushängeschild. Allerdings dürfte sie politisch wenig zu sagen und noch weniger zu entscheiden haben. Das letzte Wort in der Außenpolitik behält sich Pakistans mächtiges Militär vor. Und die eigentliche Arbeit hinter den Kulissen macht die Bürokratie. Wie begrenzt der Einfluss des Amtschefs ist, zeigt sich schon daran, dass Pakistan über Monate gar keinen Außenminister hatte – ohne dass dies größer aufgefallen wäre.

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