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"Brigitte"-Chefredakteurin Brigitte Huber und Kanzlerin Merkel in Berlin.

© dpa

Die Kanzlerin und die Frauen: „Merkel will sich wieder mit ihnen solidarisieren“

Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele spricht über Politik für und mit Frauen. Außerdem erzählt sie, warum die Quotendiskussion in der Union sich noch einmal nachwirken könnte.

Von Katrin Schulze

Frau Römmele, wählen Frauen anders als Männer?

In Deutschland nicht. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Frauen ähnlich wie Männer wählen. Anders ist es zum Beispiel in den USA, wo Frauen stärker demokratisch wählen.

Sie glauben, Männer und Frauen ticken politisch hierzulande gleich?

Frauen sind nicht weniger politisiert als Männer, aber sie sind weniger politisch engagiert.

Warum?

Viele Frauen befinden sich in der Rush- Hour des Lebens: Sie haben Familie, müssen sich vielleicht auch um ihre Eltern kümmern und gehen arbeiten. Für die ist Politik nicht unwichtig, aber sie haben in ihrem Alltag vielleicht einfach keine Zeit dafür.

Diese Frauen wollte die Bundeskanzlerin am Donnerstag bei der Veranstaltung „Frauen wählen!“ auf Einladung der Zeitschrift „Brigitte“ ansprechen.

Das passt. Die Zielgruppe der „Brigitte“ sind ja junge Frauen, die berufstätig und familienorientiert sind. Angela Merkel unternimmt den Versuch, zu zeigen, dass ihr die Frauen und die Karrieren der Frauen durchaus am Herzen liegen. Es könnte sein, dass sie nach der Quotendebatte wieder ein bisschen näher an die Frauen herankommen, sich mit ihnen solidarisieren möchte.

Hat Merkels Beliebtheit bei den Frauen so unter der Diskussion um die Quote gelitten?

Ich glaube zwar nicht, dass CDU-orientierte Frauen deshalb jetzt SPD wählen, aber es könnte durchaus sein, dass sie ins Lager der Nichtwähler abwandern. Und das könnte die CDU schmerzlich zu spüren bekommen.

Welche Rolle spielt es, dass eine Frau Spitzenkandidatin bei der Wahl ist?

Das war 2005 ein Thema, als Merkel Bundeskanzlerin wurde. Sie hat da für den Durchbruch gesorgt. Inzwischen ist Politik auch Frauensache.

Und wieso hat der Bundestag dann weitaus mehr männliche als weibliche Mitglieder?

Es hat sicher damit zu tun, dass Frauen weniger aussichtsreiche Listenplätze bekommen. Und es hat mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun. Für Männer ist es immer noch leichter, fünf Tage in der Woche weg zu sein als für Frauen.

Andrea Römmele (46) ist Politikwissenschaftlerin und Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung. Sie lehrt an der Hertie School of Governance.

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