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Politik: Die Kofferträger der Partei (Kommentar)

Seit gestern ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn offiziell gegen Helmut Kohl wegen des Verdachtes der Untreue gegenüber seiner Partei. Der frühere Bundeskanzler tut nach wie vor so, als sei die ganze Spendenaffäre nichts weiter als ein Geschäft zwischen Ehrenmännern gewesen, über das zu schweigen sich beide Seiten verpflichtet hatten.

Seit gestern ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn offiziell gegen Helmut Kohl wegen des Verdachtes der Untreue gegenüber seiner Partei. Der frühere Bundeskanzler tut nach wie vor so, als sei die ganze Spendenaffäre nichts weiter als ein Geschäft zwischen Ehrenmännern gewesen, über das zu schweigen sich beide Seiten verpflichtet hatten. Wäre schon Anfang 1998 offenbar geworden, was man heute über des Ex-Kanzlers schwarze Kassen weiß, hätte er sofort zurück treten müssen. Während Kohl alles weiß und nichts sagt, gibt sein Nachfolger als Parteivorsitzender, Wolfgang Schäuble, zu Protokoll, er würde gerne alles sagen, wisse aber nicht viel. Nun kann man sich bei gutem Willen vorstellen, dass an eben diesem Unions-Fraktionsvorsitzenden Schäuble vorbei Ende 1996 ein Konto der Fraktion mit einem Guthaben von 1,146 Millionen aufgelöst wurde. Fraktionsgeschäftsführer Hörster hatte die Kontovollmacht. Man kann sich vielleicht auch vorstellen, dass bei einer Fraktion, die 1996 insgesamt 40 Millionen Mark staatlicher Zahlungseingänge verbucht hat, ein Unterkonto mit einer Million Mark nicht auffällt. Dass man sich, gutes Gewissen immer noch vorausgesetzt, die Million freilich in bar auszahlen lassen muss, ist schon kaum mehr zu begreifen. Es sei denn, über dem Ganzen lag schwer drückend eben kein gutes, sondern ein sehr schlechtes Gewissen.

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