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Politik: Die Lächel-Offensive

Condoleezza Rice nimmt in Berlin das Friedensangebot der Deutschen an

Von Hans Monath

Berlin - Mehr Harmonie ist bei einem deutsch-amerikanischen Spitzentreffen selten zur Schau getragen worden. Gleichsam mit einer Lächel-Offensive, mit heftigem Kopfnicken zu den Ausführungen des Partners, Danksagungen und gegenseitigen Komplimenten haben Kanzler Gerhard Schröder und die neue US–Außenministerin Condoleezza Rice am Freitagabend im Kanzleramt demonstriert, dass beide Regierungen es ernst meinen mit der Überwindung der im Irakkrieg aufgerissenen Gräben. Die enge Bush-Vertraute und der Ex-Gegenspieler des US-Präsidenten machten aber auch deutlich, dass viele Differenzen in der Sache in der Außenpolitik beider Staaten bestehen bleiben.

So stellt Berlin weiterhin keine Soldaten für den Wiederaufbau im Irak, so wenig wie Washington im Streit um das iranische Atomprogramm an einen endgültigen Erfolg der europäischen diplomatischen Bemühungen glaubt. Die neue Qualität der Beziehungen, so deutete der Kanzler an, besteht auch in der Fähigkeit, mit unterschiedlichen politischen Ansätzen zu leben oder sie gar zu verbinden. „Wir diskutieren die Frage der Instrumente“, sagte Schröder mit Blick auf den Wunsch von EU und USA, eine atomare iranische Aufrüstung unbedingt zu verhindern. Berlin werde gemeinsam mit Paris und London „alles, aber auch wirklich alles daran setzen“, um auf politischem und diplomatischem Wege zu einer Lösung zu kommen. Erfreut waren die Gastgeber darüber, dass Rice wie schon zuvor in London auch in Berlin die EU-Bemühungen in Teheran sehr positiv würdigte. Die Zeit der Diplomatie sei gekommen, sagte sie.

Entgegen ursprünglicher Planung und diplomatischem Brauch hatte Schröder der Besucherin aus Washington eine ganze Stunde eingeräumt. Offen blieb bei der anschließenden Pressekonferenz, ob den Deutschen während dieser 60 Minuten wirklich klarer wurde, ob die seit der Wiederwahl von Bush neuerdings wesentlich versöhnlicheren, diplomatischen Töne Washingtons in der Außenpolitik mehr Rhetorik oder doch Ausdruck eines Wandels sind. Das aber kann Schröder in rund zwei Wochen Bush selber fragen, wenn er ihn in Mainz trifft. Vor eineinhalb Jahren wäre es noch eine Sensation gewesen, was Rice lächelnd verkündete: Der US-Präsident freue sich auf die Reise nach Deutschland.

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