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Politik: …die Laune noch viel zu gut ist

Warum sollte jemand, der sich gut fühlt, eine andere Partei wählen als jene, die ihn gerade regiert? Gute Stimmung ist naturgemäß Gift für die Opposition, nur Miesepeter können den Wechsel wollen.

Warum sollte jemand, der sich gut fühlt, eine andere Partei wählen als jene, die ihn gerade regiert? Gute Stimmung ist naturgemäß Gift für die Opposition, nur Miesepeter können den Wechsel wollen.

Dies wissend, fragt man sich, warum die CDUKandidaten auf den Plakaten lächeln. Warum lassen sich Unionspolitiker bei strahlendem Sonnenwetter interviewen? Man wundert sich, warum Visagisten und Frisöre Angela Merkel so ein frisches Aufwärtsäußeres verabreicht haben. Sie hatte mal ein so glaubhaftes So-gehts-nicht-weiter-Gesicht. Warum stellt die CDU junge Leute auf die Wahlkampfbühne, die mit strahlender Miene Angie-Plakate schwenken?

Bei der Union sieht einfach alles viel zu gut aus. Ist doch total unglaubwürdig, frisch geföhnt im leuchtenden Blazer vor winkenden Enthusiasten das Daniederliegen des Landes zu beklagen. Wenn sie schon gut aussehen muss, so wäre es das Mindeste, der Kanzlerkandidatin den Lothar-Bisky- Blick anzugewöhnen.

Warum tut Angela Merkels treuester Weggefährte, Edmund Stoiber, so, als sei der Ostfrust schädlich? Frust an sich ist doch Garant des Wechsels. Man muss ihn nur in die richtigen Bahnen leiten (insofern war die Sache mit den dümmsten Kälbern wiederum ganz schön gedacht).

Die Wahlprognosen mögen der Union noch Mut machen. Aber die sind auch noch geprägt vom alten Pessimismus jener Zeit, da Schröder matt und traurig wirkte und die CDU noch keinen knallig bunten Wahlkampf machte.

Zur Stimmungslage gibt es auch ganz andere Erhebungen, das Depressionsbarometer zum Beispiel (www.depressionsbarometer.de). Das besagt, dass augenblicklich der Depressionsindex aller Deutschen zusammen bei etwa 35 liegt. Das ist nicht doll. Erst ab 39 liegt der Verdacht auf Depression vor, ab 55 spricht man von einer schweren Depression. Gewiss, der Trend ist im Augenblick leicht steigend, aber das Launetief (Depressionshoch) vom 21. Juli ist längst nicht erreicht: Depressionsindex 51,8.

Jetzt erinnern wir uns mal, was am 21. Juli war. Natürlich! Da hat Horst Köhler zu uns gesprochen.

Wie der das gemacht hat! Der Hammer, oder? Der totale Downer! Der Obermiesmacher! Wie grau ein Mensch ausschauen und schauen kann! Und dann noch die schlaff runterhängende Deutschlandfahne im Hintergrund. Das hat die Leute fertig gemacht – und fit für die Wechselwahl.

Nun darf die Union Horst Köhler nicht für die Wahlwerbung engagieren. Aber seinen Imageberater, seinen Frisör und den Bühnenbildner könn- te das Angie-Team nochmal konsultieren. dae

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