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Politik: Die letzte Ehre

Vor einem Jahr starb Jürgen Möllemann. Auf ihrem Parteitag will die FDP seiner noch einmal gedenken

Berlin - Dresden soll den Aufschwung bringen. Programmarbeit statt Bedeutungsverlust, „politische Avantgarde“ statt „Partei für das ganze Volk“, „Bürgerpartei“ statt „liberale Opposition“: Das sind die Schlagworte, die die Liberalen auf ihrem Bundesparteitag am Wochenende diskutieren wollen.

Gewählt wird nicht. Guido Westerwelles Posten als Parteichef steht erst 2005 zur Abstimmung. Dafür hat Westerwelle seine Schrift „Für die freie und faire Gesellschaft“ überarbeitet und als Leitantrag eingebracht. Und er hat angekündigt, 2005 erneut anzutreten. Spätestens 2006 will er mit der Union Rot-Grün ablösen. Doch wenn Rot-Grün schon 2005 in Kiel und Düsseldorf verliere, „kippt auch die Regierung in Berlin“, sagt er.

Intern gilt das Dresdener Treffen nicht gerade als die spannendste Zusammenkunft der Parteigeschichte. Nur ein Datum hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Am 5. Juni 2004 beginnt der Parteitag. Am 5. Juni 2003 stürzte Jürgen Möllemann in den Tod. So wird einer Formalie viel Aufmerksamkeit gelten: der Totenehrung, die Parteivize Rainer Brüderle vornimmt. Westerwelle räumt ein, dass der Tod Möllemanns die FDP lange Zeit gelähmt habe. Doch „diese Zeit ist vorbei. Wir sind darüber hinweg. Andere Parteien wären daran zerrissen!“

„Respekt- und würdevoll“ soll Möllemanns gedacht werden, sagt Westerwelle. Unter den verstorbenen Prominenten werde das Andenken an Möllemann „herausgehoben“ sein, heißt es in der Parteizentrale. Brüderle lässt eine „würdig-angemessene“ Ehrung des Ex-Vizekanzlers ankündigen. Aber nicht nur den Münsteraner wird der Mainzer würdigen. Aus Brüderles Landesverband stammt Marita Sehn, in der Bundestagsfraktion für die Kirchenpolitik zuständig. Sie wurde im Januar beim Wandern von einer Autofahrerin tödlich verletzt. Wie Brüderle dem doppelten Gedenken gerecht wird, wie er Möllemanns letzten indirekten Auftritt vor der FDP gestaltet – „da macht er sich noch Gedanken“. Alles geschehe „in Abstimmung“ mit der Zentrale. Die das Kapitel schließen möchte.

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