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Bartsch

© ddp

Die Linke: Bartsch tritt nicht mehr an

Der parteiintern umstrittene Linken-Politiker Dietmar Bartsch hat seinen Rückzug vom Amt des Bundesgeschäftsführers angekündigt. Die Linken-Fraktionsvize Gesine Lötzsch erklärte dem Tagesspiegel, in der Führung fehle Vertrauen.

Im Machtkampf bei der Linkspartei hat Dietmar Bartsch seinen Rückzug vom Amt des Bundesgeschäftsführers angekündigt. Nach Vorwürfen, er habe sich illoyal gegenüber dem Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine verhalten, teilte Bartsch am Freitag in Berlin mit, auf dem Parteitag Mitte Mai nicht mehr für sein Amt zu kandidieren. Er wolle so den Weg frei machen, "weg von einer Personaldebatte, hin zur Politik". Es sei eine Situation entstanden, die die Politikfähigkeit der Partei gefährde, schrieb Bartsch. Da auch die Zukunft des an Krebs erkrankten Parteichefs Oskar Lafontaine weiter unklar ist, droht der Partei nun eine wochenlange Führungsdebatte - und das vor den wichtigen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen Anfang Mai.

Die stellvertretende Vorsitzende der Linken im Bundestag, Gesine Lötzsch, hält den angekündigten Verzicht von Bartsch auf eine neue Kandidatur für konsequent. Dem Tagesspiegel sagte sie: "Entscheidend ist, dass wir als Partei ein schlagkräftiges Team haben, das sich gegenseitig vertraut. Im Moment haben wir es nicht." Bartsch werde "immer ein politischer Mensch bleiben. Er ist Bundestagsabgeordneter, kann sich weiter einbringen", sagte sie.

Ob nun Parteichef Oskar Lafontaine im Mai erneut als Vorsitzender der Linkspartei kandidiert, ließ Lötzsch offen. Der "immense Druck" auf Lafontaine und Fraktionschef Gregor Gysi müsse abnehmen. "Die beiden haben nicht alleine die Verantwortung. Oskar Lafontaine wird in jdem Fall in der Politik der Bundesrepublik weiter eine Rolle spielen." Zur Frage, ob sie selbst als Ko-Chefin in einer künftigen Doppelspitze der Linkspartei kandidiert sagte Lötzsch: "Entscheidungen muss man dann treffen, wenn sie anstehen." Es sei ja immer so: "Wenn die Probleme am größten sind, wird nach Frauen gerufen."

Bartsch: "Über mich wurden Lügen verbreitet"

Bartsch' Verhältnis zu Parteichef Lafontaine gilt als zerrüttet: Der Ostdeutsche will die Partei auf einen realpolitischen Kurs trimmen, während der Saarländer Lafontaine oft für einen harten Oppositionskurs eintritt. Bartsch war persönlich verletzt, als ihm sein langjähriger Weggefährte, Fraktionschef Gregor Gysi, zu Beginn der Woche bei der Fraktionsklausur öffentlich Illoyalität gegenüber Lafontaine vorwarf. Damit ist die Einheit des einst so erfolgreichen Führungsteams, das die Linke bei der Bundestagswahl 2009 mit 11,9 Prozent zu ihrem bisher größten Wahlerfolg geführte hatte, endgültig zerbrochen.

"Im Kern geht es nicht um eine personelle Auseinandersetzung", betonte Bartsch in seiner Erklärung. "Es handelt sich nicht um einen Konflikt zwischen Lafontaine und Bartsch, es handelt sich erst recht nicht um einen Konflikt zwischen Ost und West. Es geht um die politische und strategische Ausrichtung der Partei." Er setze sich dafür ein, "dass wir in der Partei eine offene Programmdebatte führen, die von geistiger Weite geprägt ist und in einem kulturvollen Klima stattfindet". Zu Plänen, ob er Mitte Mai in Rostock für ein anderes Amt kandidieren wolle, äußerte sich Bartsch nicht.

Der seit 2005 als Parteimanager der Linken fungierende Bartsch hat besonders bei den ostdeutschen Landesverbänden großen Rückhalt, viele westdeutsche Linken-Politiker forderten hingegen in den letzten Wochen vehement seine Ablösung. Mit seinen innerparteilichen Kritikern ging der 51-jährige hart ins Gericht: "Über mich wurden Lügen verbreitet, gegen mich wurden inakzeptable Vorwürfe in zum Teil extrem kulturloser Weise erhoben. Sogar von Illoyalität war die Rede." (Tsp/dpa)

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