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Politik: Die Macht sei mit ihr

Angela Merkel ist die mächtigste Frau der Welt. Nein!

Angela Merkel ist die mächtigste Frau der Welt. Nein! Das ist jetzt nicht einfach so dahingesagt, das haben die Leute von „Forbes“ richtig ermittelt; so mächtig ist die Kanzlerin, dass sogar Condoleezza Rice in ihrem Schatten steht. Es bleibt ein wenig im Dunkeln, welches das entscheidende Kriterium war: Sie habe mit ihrem Charme Weltführer wie Bush und Blair beeindruckt, heißt es.

Mit anderen Worten: Wir sind jetzt nicht mehr nur Papst, sondern auch mächtigste Frau. Leider wird uns kein Hinweis darauf geliefert, wie sich diese Auszeichnung zu den mächtigsten Männern verhält. Bush, der Papst, Ahmadinedschad, da kommt sie nicht ran, das ist klar. Aber sie könnte es ungefähr in die Machtstufe von Jacques Chirac schaffen, nicht wahr? Die Hauptfrage freilich ist, worin diese Macht besteht und wozu sie nütze ist. Bush und Blair beeindrucken, das ist ganz okay, aber das schaffen Julia Roberts oder Madonna auch, die in der Liste keine Rolle spielen.

Die Macht, das wissen wir aus „Star Wars“, ist ein metaphysisches Feld, das uns die Fähigkeit zu Telepathie, Psychokinese und Vorherwissen schenkt und uns in die Lage versetzt, andere Menschen zu beeinflussen. Doch beherrscht Angela Merkel diese Fähigkeiten? Die Entwicklung der Gesundheitsreform beweist: nein. Sie kann augenscheinlich nicht einmal bewirken, dass Ulla Schmidt rechtzeitig die Kaffeetasse auf den Schoß fällt, oder Verteidigungsminister Jung psychokinetisch zum Schweigen bringen, bevor der wieder irgendwelche Kampfaufträge definiert.

Im Grunde siegt die Sache noch schlimmer aus. Denn auch die militärische Macht der Kanzlerin ist gering. Ihre Raketen reichen nicht sehr weit, sie kann damit in der Ostsee einen Haufen Dorsche umbringen oder norwegische Kommandosoldaten aus Helgoland vertreiben, aber das sind keine sehr wichtigen Fähigkeiten. Der Papst kann jederzeit mit einer gepfefferten Enzyklika den Lauf der Welt verändern, sie schafft es mit einer Regierungserklärung grad zu ein paar genervten Leitartikeln.

Oh, sie könnte wie Elastigirl vom Dach des Kanzleramts zum Reichstag federn, mit einer Hand hüben Dokumente abzeichnen und mit der anderen drüben Nudeln essen – auch nichts. Ja, ihre Macht reicht vermutlich nicht einmal dazu aus, das Herz Dieter Bohlens in Liebe erglühen zu lassen, aber darauf legt sie vermutlich und verständlicherweise keinen großen Wert. Wir sehen: Die Macht ist irgendwie mit ihr, aber es ist eine kleine, deutsche Macht. Vor der Anwendung muss immer irgendjemand gegenzeichnen.

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