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Politik: „Die Menschen betteln um Wasser“

Hilfswerke mahnen Neuaufbau der Versorgung an

Wenn Außenminister Joschka Fischer an diesem Dienstag in Washington eintrifft, wird es vor allem um ein Thema gehen: die Stabilisierung des Irak. Militärisch möchte die Bundesregierung eigentlich nicht helfen. Deutschland hat sich aber schon bereit erklärt, zivile Hilfe im Irak zu leisten: Im Juni 2003 hatte Innenminister Otto Schily (SPD) bei seinem Besuch in Washington Unterstützung durch das Technische Hilfswerk (THW) angeboten und dabei insbesondere von Hilfe bei der Wiederherstellung der irakischen Wasserversorgung gesprochen. Der US-Minister für Heimatschutz, Tom Ridge, hatte sich bei den Deutschen bedankt, bislang haben die Amerikaner das Angebot aber noch nicht angenommen.

Dabei wäre nach Angaben von Hilfsorganisationen, die zur Zeit im Irak arbeiten, Verstärkung beim Aufbau der Trinkwasserversorgung dringend nötig. „In anderen Ländern wird man um Geld angebettelt, die Menschen im Irak betteln um Wasser“, sagte der Sprecher von Unicef Deutschland, Rudi Tarneden. „Wassernot“ habe es schon immer gegeben – vor allem im Südirak. Doch durch den Krieg, das Chaos im Nachkriegsirak sowie fehlende Verwaltungsstrukturen hat sich die Versorgungslage extrem verschlechtert. „Die Wasserwerke fahren nur noch 50 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität, und weil die Rohre vielfach defekt sind, kommt das Wasser bei den Menschen oft nicht an“, sagte Tarneden. Die Bevölkerung müsse dann auf Wasser aus Flüssen und Brunnen zurückgreifen, doch dies sei vielerorts verdreckt oder versalzen. Selbst das Leitungswasser sei nicht selten mit Krankheitserregern verseucht, berichtete Tarneden. Die Folge: Choleraerkrankungen und Durchfall nehmen zu; betroffen sind vor allem Kinder unter fünf Jahre. In der südirakischen Stadt Basra wurden laut Unicef im Mai die ersten 15 Cholerafälle gemeldet, Ende Juni waren es bereits 70 .

Das THW verfügt unter anderem über 32 speziell ausgebildete Teams für die Trinkwasserversorgung, jedes von ihnen innerhalb eines Tages einsatzbereit. Sie können vor Ort mit Aufbereitungsanlagen 12 000 Liter Trinkwasser pro Stunde bereitstellen. Darüber hinaus messen sie mit Hilfe mobiler Labors die Wasserqualität und reparieren Trinkwasserleitungen. Lübbo Roewer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) nennt drei Aufgaben für einen möglichen THW-Einsatz im Irak: die Montage von Generatoren in Wasserwerken, die Reparatur von Leitungen und die Verlegung von Leitungssystemen in abgelegenen Gebieten.

Michael Miebach

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