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Politik: Die Mütter der Plaza de Mayo sind am Ziel

Berlin - Sie haben sich einen Namen gemacht. Die „Mütter der Plaza de Mayo“ sind weltberühmt, weil die Mütter verschwundener Regimegegner der argentinischen Militärdiktatur jahrelang vor dem Präsidentenpalast auf der Plaza de Mayo demonstriert haben.

Von Michael Schmidt

Berlin - Sie haben sich einen Namen gemacht. Die „Mütter der Plaza de Mayo“ sind weltberühmt, weil die Mütter verschwundener Regimegegner der argentinischen Militärdiktatur jahrelang vor dem Präsidentenpalast auf der Plaza de Mayo demonstriert haben. Vom Standpunkt der christlichen Ethik aus, könne man sagen, „dass sie ein Vorbild an Würde und menschlichem Verhalten sind“, sagte einmal der argentinische Historiker Osvaldo Bayer in einem Interview mit der Zeitschrift „Matices“. „Keine von ihnen konnte jemals für eine politische Partei oder ein öffentliches Amt gewonnen werden“, so Bayer weiter, „wer sie gesehen hat, oder sieht, weiß, dass es ganz einfache Frauen sind, Hausfrauen, ohne jeglichen politischen Hintergrund oder politische Erziehung“.

Dass sie jetzt, nach 25 Jahren, ihre alljährlichen 24-Stunden-Protestmärsche einstellen, darf Argentiniens peronistischer Präsident Nestor Kirchner auch als seinen Erfolg verbuchen. „Der Feind sitzt nicht länger im Präsidentenpalast“, sagte die 77-jährige Sprecherin der Mütter, Hebe de Bonafini. Sie lobte das amtierende Staatsoberhaupt, das sich seit seinem Amtsantritt für die Aufhebung der Immunität früherer Militärs einsetzte. „Deshalb hören wir mit diesen jährlichen Protestmärschen auf“, sagte Bonafini. Kündigte jedoch an, weiterhin jeden Donnerstag Schweige-Mahnwachen auf der Plaza de Mayo abzuhalten. Hier, wo vor einem Vierteljahrundert eine kleine Gruppe von Müttern, beseelt vom Mut der Verzweiflung, einen Widerstand ins Leben rief, der, mit Erfolg, das Augenmerk der Weltöffentlichkeit auf die Verbrechen der Machthaber lenkte, hier werden mit weißen Tüchern um den Kopf diese und weitere, über die Jahre neu hinzugekommene Mütter weiter Fotos ihrer verschwundenen Kinder in die Höhe halten, um an die Verbrechen zu erinnern und um Informationen über den Verbleib derer zu bitten, die das Militärregime für Gegner hielt und still und leise verschwinden, sprich: foltern und töten ließ.

Unter den Militärregierungen der 70er und 80er Jahre verschwanden bis zu 30 000 Menschen. Im Juni 2005 erklärte der oberste Gerichtshof Argentiniens zwei Amnestiegesetze für verfassungswidrig. Die Mütter haben ihr Ziel erreicht.

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