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Politik: „Die Nervosität steigt“

General Roland Kather, deutscher Chef der Schutztruppe Kfor, über die Stimmung im Kosovo eine Woche vor den serbischen Parlamentswahlen

Kommenden Sonntag wählt Serbien ein neues Parlament. Danach will der EU-Sondergesandte Martti Ahtisaari seinen Vorschlag zum künftigen Status des Kosovo vorlegen. Wie ist die Stimmung im Land?

Ich habe den Eindruck, dass die Nervosität größer geworden ist. Die Spannung steigt. Mit den serbischen Parlamentswahlen hat das allerdings weniger zu tun, sondern schlichtweg mit Ahtisaaris Vorschlag zum neuen Status. Das zeigt sich in den Äußerungen und Körperhaltungen der Menschen. Und auf der serbischen Seite merkt man natürlich, dass Wahlkampf ist. Da sprechen die Leute eine etwas andere Sprache.

Ein Beispiel?

Anfang Januar ist in einem Ort in der Nähe von Pristina ein kosovarischer Polizeibeamter erschossen worden. Im Zuge der Untersuchungen dazu ist das Ereignis ausgeschlachtet worden nach dem Motto, die Polizei hätte in übertriebenem Maße ermittelt. Dabei haben die Ermittler einfach ihre Arbeit gemacht. Jedes Wort, jede Handlung wird in diesen Tagen auf die Goldwaage gelegt.

Was können Sie über den Wahlkampf berichten?

Ich bin erstaunt, wie gelassen und demokratisch korrekt alles abläuft.

Das ist für mich eine Erfolgsgeschichte. Wir haben den Leuten erklärt, dass es sich bei den Wahlen um einen ganz normalen demokratischen Prozess handelt.

Wie hat sich Kfor auf die anstehenden Wahlen eingestellt?

Natürlich gibt es bei uns und Unmik, der zivilen Mission der Vereinten Nationen im Kosovo, zurzeit eine erhöhte Aufmerksamkeit. Kfor ist besonders jetzt im Wahlkampf in deutlich erhöhtem Maße präsent und sichtbar. Wir kontrollieren vermehrt, wollen vor allem den Waffenschmuggel unterbinden.

Sind sie fündig geworden?

Vor 14 Tagen haben wir in einem Privathaus eine große Menge Munition, Sprengstoff und Panzerfaustgranaten entdeckt und vernichtet.

Was hat Kfor für den Wahltag geplant?

Wir werden uns im Hintergrund halten, um den demokratischen Prozess nicht zu stören. Wir werden aber sehr sorgfältig kontrollieren, wer ins Land kommt und die Transportwege überwachen. Die 267 Wahllokale im Kosovo wurden so eingerichtet, dass sie per pedes zu erreichen sind. Sollte Kfor eingreifen müssen, können unsere Soldaten in einer halben Stunde da sein. Die direkte Absicherung der Wahlen ist in erster Linie Aufgabe der örtlichen Polizei.

Wie wird es nach der Status-Verkündung im Kosovo weitergehen?

2007 wird sich an der internationalen militärischen Präsenz im Kosovo nichts Gravierendes ändern. Die Nato wird auf absehbare Zeit im Land bleiben. In welcher Form, mit welchem Mandat, in welcher Stärke kann ich im Moment noch nicht sagen. Ahtisaari will Anfang Februar nach Kosovo kommen und seinen Plan vorstellen – am Vormittag in Belgrad, am Nachmittag in Pristina. Bis dahin wollen wir mit Unmik und der Übergangsregierung besprechen, wie wir die Verkündung von Ahtisaaris Vorschlag mit einer Informationskampagne unterstützen können.

Das Gespräch führte Sarah Kramer.

General Roland Kather (57) ist seit September 2006 Befehlshaber der Kosovo-Schutztruppe Kfor. Die multinationale Truppe der Nato untersteht dem Deutschen für ein Jahr.

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