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Politik: Die Not mit dem Leid

Beim Auswärtigen Amt melden sich immer mehr Angehörige von Vermissten – ihre Verzweiflung wächst

Von Antje Sirleschtov

Berlin - Eine Woche liegt die Flutkatastrophe in Asien erst zurück, und doch werden am Montag viele Betroffene wieder in ihren Alltag zurückkehren müssen. Menschen, die tagelang mit Verwandten und Freunden gebangt haben, solche, die den schrecklichen Ereignissen entkommen konnten. Aber auch Menschen, die noch immer mit der Ungewissheit leben müssen oder bereits Gewissheit über den Verlust Nahestehender haben. Für viele von ihnen wird die berufliche Tätigkeit schwer, wenn nicht gar unmöglich sein.

Umso mehr - darauf hat an diesem ersten Wochenende im neuen Jahr das Auswärtige Amt hingewiesen - benötigen sie die Unterstützung ihres Umfelds. „Solidarität und Einfühlungsvermögen“ erbat Klaus Scharioth, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, von Kollegen und Arbeitgebern. Wie so etwas angesichts von Trauer, Angst und Ungewissheit aussehen kann, hängt dabei von den einzelnen Umständen ab. Gesprächsangebote, aber auch Zurückhaltung, empfehlen Psychologen in solchen Fällen. Auf jeden Fall aber Verständnis und Rücksichtnahme, wenn es um die Bewältigung des Arbeits- und Schulalltags geht.

Auch für die Mitarbeiter in der Bundesbehörde selbst, die Tag und Nacht unter der Rufnummer 030/5000-1000 zu erreichen sind, ändert sich nun langsam das Aufgabenprofil. Waren es in den ersten Tagen vor allem Fragen nach Kontaktadressen, Internetinformationen und Flugplänen, die die betroffenen Anrufer am Telefon gestellt haben, sind es jetzt häufiger Rufe der Verzweiflung von Menschen, die noch immer keine Nachricht ihrer Angehörigen erhalten haben. Immer wieder kommt es, so berichtet das Auswärtige Amt, zu sehr schwierigen Gesprächssituationen – für beide Seiten. Für die Anrufer, deren Furcht wächst, dass ihre noch immer vermissten Angehörigen aus den Krisenregionen nicht mehr zurückkehren werden. Aber auch für die Mitarbeiter des Ministeriums, die keinerlei psychologische Vorbereitung erhalten konnten, sich aber dennoch sehr zahlreich aus den Weihnachtsferien zurückgemeldet haben, um an den Info-Telefonen Dienst zu tun. Wer psychologische Hilfe in Anspruch nehmen will, dem nennen sie in jedem Fall einen Ansprechpartner bei der Koordinierungsstelle Noah des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, einem deutschlandweiten Netzwerk. Dort können Kontakte zu geschulten Experten in der Umgebung der Betroffenen vermittelt werden. Die Telefonnummern der Koordinierungsstelle Noah: 0228/5554433 oder 01888/550433.

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