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Politik: Die Pariser Politologin Anne-Marie Le Gloannec zum Rücktritt und zum Verhältnis zu Deutschland

Anne-Marie Le Gloannec ist stellvertretende Direktorin des Centre Marc Bloch in Berlin. Mit ihr sprach Albert Meier.

Anne-Marie Le Gloannec ist stellvertretende Direktorin des Centre Marc Bloch in Berlin. Mit ihr sprach Albert Meier.

Die Freundschaft zwischen dem im März zurückgetretenen Oskar Lafontaine und dem nun gestrauchelten Finanzminister Strauss-Kahn - wie weit ging sie wirklich?

Es gab doch Unterschiede zwischen den wirtschaftspolitischen Vorstellungen dieser beiden Männer. Lafontaines Richtung ist mir nie ganz klar gewesen. Bei Lafontaine gab es diese zwei Züge teils linker, teils liberaler Vorstellungen, die man auch bei Dominique Strauss-Kahn sehen konnte. Nur war Strauss-Kahn in seiner Politik kohärenter. Strauss-Kahn war der Liberale in der Regierung. Ich glaube nicht, dass man das von Oskar Lafontaine hätte sagen können. Die Freundschaft zwischen beiden - zwei brillante, einfallsreiche Männer - war wohl eher intellektueller Natur.

Also wird es auch in Zukunft keine gemeinsame deutsch-französische Vision in der Wirtschaftspolitik geben?

Die Probleme, die beide Länder vor sich haben, sind sehr ähnlich. Das nächste große Projekt von Strauss-Kahn wäre im kommenden Jahr eine Reform des Rentensystems gewesen - dabei wird wie in Deutschland über die Einrichtung privater Rentenfonds nachgedacht. Was mich fasziniert, ist die relative Lahmheit bei der Umsetzung von Reformen in Deutschland. Es ist doch eher so, dass Deutschland seinen wirtschaftspolitischen Weg sucht.

Wohl niemand in Jospins Regierung ist ein so guter Deutschlandkenner gewesen wie Strauss-Kahn. Was bedeutet sein Abgang für das deutsch-französische Verhältnis?

Ich würde das nicht auf Deutschland einengen. Strauss-Kahn war sicherlich der internationalste Politiker im französischen Kabinett. Er war sehr hoch geschätzt in der angelsächsischen Finanzwelt. Premierminister Lionel Jospin verliert sehr viel. Er verliert selbstverständlich einen engen Freund, der ein Stützpfeiler seines Machtanspruchs gewesen ist. Er verliert aber auch seine beste internationale Karte.

Wird also das deutsch-französische Verhältnis um einen Protagonisten ärmer?

Die deutsch-französischen Beziehungen hängen nicht nur an Strauss-Kahn. Die deutsch-französischen Beziehungen sind seit drei bis vier Jahren belanglos. Diese Entwicklung begann mit dem Einzug von Jacques Chirac in das französische Präsidentenamt und setzte sich mit der Wahl Gerhard Schröders zum Bundeskanzler fort. Ich glaube, da liegt der wunde Punkt. Bei den ersten Amtshandlungen Chiracs im militärischen Bereich - die Atomtests und die Reform der Armee - hat es keine Absprache mit Deutschland gegeben. Die amtierende Bundesregierung hat bisher wenig von bilateralen Beziehungen verstanden. Vielleicht ändert sich das ja noch mit der Fusion der Luftfahrtunternehmen Dasa und Aerospatiale Matra. Es gibt zwar sehr viele Beziehungen zwischen deutschen und französischen Beamten und Ministern, aber das reicht nicht. Die Regierenden - Präsident und Premierminister auf französischer Seite, der Bundeskanzler auf deutscher Seite - müssen auch eine enge Beziehung haben.

Die Fre, schaft zwischen dem im März zur&uum

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