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Politik: Die Rebellen spielen auf Zeit - Unterhändler und Ärzte dürfen verschleppte Touristen nicht sehen

Nach dem ersten Treffen des neuen libyschen Vermittlers mit den philippinischen Geiselnehmern ist die Sorge um die schwer kranke Deutsche Renate Wallert und eines erkrankten Franzosen wieder gewachsen. Die moslemischen Rebellen erklärten sich am Mittwoch nicht bereit, Unterhändler oder Ärzte zu den Geiseln zu lassen; stattdessen, so hieß es weiter, würden die Rebellen den internationalen Appell zur Freilassung binnen 24 Stunden beantworten.

Nach dem ersten Treffen des neuen libyschen Vermittlers mit den philippinischen Geiselnehmern ist die Sorge um die schwer kranke Deutsche Renate Wallert und eines erkrankten Franzosen wieder gewachsen. Die moslemischen Rebellen erklärten sich am Mittwoch nicht bereit, Unterhändler oder Ärzte zu den Geiseln zu lassen; stattdessen, so hieß es weiter, würden die Rebellen den internationalen Appell zur Freilassung binnen 24 Stunden beantworten.

Der frühere libysche Botschafter auf den Philippinen, Assaruk, erklärte nach dem Treffen mit den Rebellen in deren Dschungelversteck, die Begegnung sei in entspannter Atmosphäre verlaufen. Er habe die Geiseln jedoch nicht gesehen.

Die Ärztin Nelsa Amin, die Assaruk begleitete, berichtete, sie habe den Entführern Medikamente, Lebensmittel, Kleidung und zwei Tragbahren übergeben. Sie durfte nach eigenen Worten das Lager jedoch nicht betreten. Die Geiselnehmer erklärten, sie wollten die Frage einer Freilassung der kranken Geiseln noch mit der Führung ihrer Organisation erörtern.

Das Berliner Auswärtige Amt konnte eine bevorstehende Freilassung einzelner der 21 in den Dschungel verschleppten Geiseln nicht bestätigen. "Die Lage vor Ort bleibt weiter unübersichtlich", hieß es. "Für den unbestätigten Fall einer Freilassung sind mit den philippinischen Behörden Sofortmaßnahmen abgestimmt." Das betreffe den Transport und die medizinische Versorgung.

Nach Angaben ihrer Familie erlitt die 57-jährige Renate Wallert zwei Schlaganfälle in der seit zweieinhalb Wochen andauernden Geiselhaft; ein Franzose leidet an einer Harnweginfektion.

Zwei Schlaganfälle in zwei Wochen

In engem Kontakt zum Auswärten Amt steht auch der zweite Sohn der Familie Wallert: "Dort hat mir bisher noch keiner gesagt, dass meine Mutter heute freikommen soll." Seit Beginn des Geiseldramas seien unzählige Gerüchte im Umlauf, kritisierte der älteste Sohn der Familie. "Ich lasse mich davon überhaupt nicht mehr verrückt machen und vertraue auf meine Gesprächspartner bei den Behörden", sagte der 30-Jährige. Mehr wolle er nicht sagen. In der Nähe der Wohnung von Dirk Wallert haben inzwischen die ersten Fernsehsender ihre Ausrüstung aufgebaut und warten auf die Rückkehr der drei Deutschen.

Für die Familie Wallert wird seit Beginn der Woche in ihrer Kirchengemeinde jeden Abend ein Bittgottesdienst veranstaltet, bei dem bis zu hundert Göttinger Anteil an dem Schicksal der drei entführten Familienmitglieder - neben Renate Wallert deren Ehemann Werner und Sohn Marc - nehmen. Kinder aus der privaten Musikschule Renate Wallerts gestalten die Gottesdienste musikalisch. Sie ist außerdem an der Göttinger Wilhelm-Busch-Schule als Sprachheilkundlerin tätig.

Inzwischen hat der philippinische Kardinal Jaime Sin seine Regierung und die moslemischen Rebellen aufgefordert, umgehend Verhandlungen aufzunehmen. Hass und Racheakte seien keine Lösung der Krise, erklärte der Kardinal. Der Erzbischof von Manila mahnte die Regierung seines Landes an, auf der Insel Mindanao, die besonders unter der Gewalt moslemischer Rebellen leidet, endlich sozio-ökonomische Reformen durchzuführen. Unterdessen setzte der Gouverneur von Basilan, Wahab Akbar, nach dem Zeitungsbericht eine hohe Belohnung auf den Kopf aller Abu Sayyaf-Mitglieder aus.

Verstärkte Patrouillen

Die Gruppe Abu Sayyaf hatte von der malaysischen Ferieninsel Sipadan am Ostersonntag insgesamt 21 Geiseln verschleppt, darunter zehn westliche Touristen. Vermittler Assaruk und sein Landsmann Ibrahim Ghasali, ein islamischer Geistlicher, bemühen sich um eine Vermittlung zwischen den Geiselnehmern auf der Insel Jolo und der Regierung in Manila. Im Korallenmeer vor der Insel Sipadan verstärkte die malaysische Marine unterdessen ihre Patrouillen. Die Polizei durchkreuzt mit Motorbooten die tropische See, um Bewohnern und Touristen zumindest einen Anschein von Sicherheit zu vermitteln. Doch würden Geiselnehmer noch einmal zuschlagen, wäre die Verfolgung nach 30 Minuten zu Ende und die Rebellen in philippinischen Gewässern.

Denn obwohl sich 1999 zwei Drittel aller Fälle von Piraterie in der südostasiatischen See um Indonesien, Malaysia, Singapur und den Philippinen ereigneten, haben die Anrainerstaaten noch immer kein grenzübergreifendes Sicherheitssystem eingerichtet.

So ist es weiter streng verboten, die Verbrecher in fremde Gewässer zu verfolgen. Die Staaten verhandeln zwar seit Jahren im Rahmen eines regionalen Asean-Forums über ein Sicherheitsabkommen. Die Bemühungen sind über Stückwerk bei gemeinsamen Patrouillen gegen Piraten und Antidrogenaktionen aber nicht hinausgekommen. Eine Vielzahl von Gebietsstreitigkeiten nährt das Misstrauen. Andrew Tan vom Institut für Verteidigungs- und strategische Studien in Singapur bringt es auf den Punkt: "Südostasien ist nicht Westeuropa."Mehr zum Thema im Internet unter: www.inquirer.net

Mehr zum Thema im Internet unter: www.inquirer.ne

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