zum Hauptinhalt

Politik: Die Rückkehr des Duce

Von Thomas Migge, Rom „Ein Akt reinster Provokation und absoluter Dummheit.“ Mit diesen Worten kommentierte Roms Oberbürgermeister Walter Veltroni am Sonntagmorgen die vielen Plakate, die in der Nacht zuvor in ganz Rom an Hauswände geklebt wurden.

Von Thomas Migge, Rom

„Ein Akt reinster Provokation und absoluter Dummheit.“ Mit diesen Worten kommentierte Roms Oberbürgermeister Walter Veltroni am Sonntagmorgen die vielen Plakate, die in der Nacht zuvor in ganz Rom an Hauswände geklebt wurden. Zu sehen ist Benito Mussolini im Kampfanzug. Das Gesicht des Duce wirkt martialisch und entschlossen. Er öffnet den Mund, so als ob er die Worte sagen würde, die unter dem Konterfei auf dem Plakat geschrieben stehen: „Die Welt wird noch einmal die Idee begreifen, die ich mein Leben lang vertrat.“

Viele der Plakate wurden noch am Sonntag entfernt, doch am Montag tauchten neue auf. „Eine echte Pest ist das“, so Veltroni. Anders als in den vergangenen Jahren nutzten viele Neofaschisten und Sympathisanten den diesjährigen Todestag von Benito Mussolini am 28. April zu Demonstrationszügen. In der Vergangenheit kam es in der Regel nur zu einer Trauerkundgebung in Mussolinis Geburtsort Predappio, wo der faschistische Führer auch begraben liegt.

„Wir fühlen uns stark und durch die jüngsten Ereignisse in Frankreich ermutigt“,sagte Pino Rauti, ehemaliger Chef der neofaschistischen Partei La Fiamma Tricolore. „Le Pens Erfolg“, erklärte Rauti in Rom vor einem jubelnden Publikum, „gibt uns die Kraft, auch in Italien dem Faschismus und seinen Idealen wieder mehr Gehör zu verschaffen.“ Fast alle Kundgebungen der La Fiamma Tricolore und anderer neofaschistischer Gruppierungen, darunter die mitgliederstarke Forza Nuova, fanden in Kommunen und Regionen statt, in denen die Partei Alleanza Nazionale regiert. Eine Partei, die sich vor einigen Jahren von ihrer neofaschistischen Vergangenheit offiziell lossagte, in der aber viele Mitglieder immer noch in Mussolini und seinem Staat ein Vorbild sehen.

Bei sämtlichen Kundgebungen wurde gefordert, jenes Gesetz aus den späten 50er Jahren zu streichen, demzufolge die Gründung einer neofaschistischen Partei untersagt ist. Ein Gesetz, das immer nur auf dem Papier bestand, denn sofort nach Kriegsende gründete sich die eindeutig neofaschistische Partei Movimento Sociale Italiano (MSI), aus der die Alleanza Nazionale hervorging.

„Keine Nachkriegsregierung hat den Text des Gesetzes benutzt, um die MSI zu verbieten“, sagt der römische Verfassungsexperte Paolo Ridola. „Jetzt fordern wir das Ende eines Gesetzes, dass uns politisch seit Jahrzehnten diskreditiert.“

Auch wenn kein Mitglied aus der Führung von Alleanza Nazionale an den diversen Kundgebungen teilgenommen hat, so „wundern wir uns doch schon darüber“, so Piero Fassino, Sekretär der Linksdemokraten, „dass diese Veranstaltungen von der Regierung erlaubt wurden“.

NAME

Zur Startseite