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Politik: Die Schmuckstücke sollen zurück zu ihren Eigentümern

Berliner Behörde zeigt im Internet Wertgegenstände, die Flüchtlingen und politischen Häftlingen abgenommen wurdenRobert Ide Es klingt wie eine trockene amtliche Meldung: Der Berliner Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen ist jetzt im Internet. Doch die neue Homepage birgt politischen und juristischen Sprengstoff.

Berliner Behörde zeigt im Internet Wertgegenstände, die Flüchtlingen und politischen Häftlingen abgenommen wurdenRobert Ide

Es klingt wie eine trockene amtliche Meldung: Der Berliner Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen ist jetzt im Internet. Doch die neue Homepage birgt politischen und juristischen Sprengstoff. Denn sie zeigt Teile des so genannten Stasi-Goldes: Schmuckstücke, die das MfS Häftlingen und Flüchtlingen abgenommen und dann für Devisen in den Westen verhökert haben soll. Nun will die Behörde die rechtmäßigen Besitzer ermitteln.

Die fraglichen Gegenstände lagern beim Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen (BaRoV) in der Mauerstraße. Im Netz ausgestellt sind 40 Stücke aus dem DDR-Nachlass, darunter Goldringe, Ketten und Uhren. Auffälligstes Stück ist ein Silberpokal mit Kaiserkrone und Lorbeerkranz. Eingravierte Zeile: "Kaiser Wilhelm II. Dem Sieger im Jagdrennen der Offiziere des XV. Armeekorps 1914". Die Besitzer der Raritäten sind unbekannt. Falco Werkentin vom Berliner Landesbeauftragten hofft, dass sich "einige Eigentümer melden". Das BaRoV selbst stellt 57 Vermögenswerte im Internet aus. Ihr Schätzwert liegt bei 50 000 Mark. "Wir wollen die Sachen loswerden", bekundet Katharina Hedtstück vom BaRoV. Bisher habe sich nur ein Mann gemeldet, der eine Herrenuhr für sich reklamiert.

Wie schwer es ist, den Spuren der Stasi-Beute nachzugehen, zeigt der Fall eines 78-jährigen Brandenburgers. Der Sammler wurde 1973 wegen angeblicher Zollvergehen von der DDR-Justiz zu 5 Jahren Haft verurteilt. Per Richterbeschluss wurden ihm Goldmünzen und Medaillen im Wert von 150 000 Mark abgenommen - konfisziert von der Stasi. Anlass des Verfahrens war eine Denunziation eines West-Berliner Münzenhändlers, der selbst wegen Devisenvergehen gegen die DDR vernommen wurde. Um seine Haut zu retten, belastete er 25 DDR-Bürger, die bei ihm Wertsachen gekauft haben sollen - unter ihnen der damalige Angeklagte. Er musste zwei Jahre, zehn Monate und vier Tage im Knast absitzen.

Reinhard Dobrinski vom "Forum zur Aufklärung und Erneuerung" geht solchen Fällen seit drei Jahren nach. Er erregte im vergangenen Februar Aufsehen, als er einen Geheimtransport von 112 Kisten und Säcken "Stasi-Gold" innerhalb Berlins nachweisen konnte. Demnach seien die Behälter am 21. Dezember 1989 aus der Stasi-Zentrale in der Normannenstraße zur DDR-Staatsbank nach Mitte gebracht worden. DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Ullmann sprach von "Geldwäsche" und fragte nach dem Verbleib der Stücke. Für die Berliner Staatsanwaltschaft gibt es aber bis heute keine Anhaltspunkte, dass Teile des Inhalts verschwanden. Für Justizsprecherin Michaela Blume jedenfalls ist die "Sache strafrechtlich erledigt".

Dobrinski will prüfen, ob das Stasi-Gold bei der Vereinigung in irgendeiner Bilanz aufgeführt wurde. Er vermutet Teile des Vermögens in ehemaligen Betrieben des Imperiums "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo) von Alexander Schalck-Golodkowski, etwa der "Kunst und Antiquitäten GmbH". 46 Säcke mit von der Stasi konfiszierten Briefmarkensammlungen sollen beim "VEB Philatelie Wermsdorf" gelandet sein. Der Betrieb ging später in der Deutschen Post AG auf. Um Verschiebungen nachweisen zu können, fordert Dobrinski Einsicht in die Inventarlisten. Für die Opfer wird es schwer, ihr Eigentum zurückzubekommen. Das BaRoV verlangt vor einer Rückgabe "eindeutige Beweise" - Kaufverträge, Fotos oder den Nachweis eines Diebstahls. Kein leichtes Unterfangen. Dobrinski: "Wer hat schon eine Quittung von der Stasi?"Das Raubgold der Stasi im Internet

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