zum Hauptinhalt

Politik: Die schwarze Kampa

Wenn zwei sich streiten, freut sich ein Dritter. Manchmal reicht es sogar, dass der Streit nur am Horizont droht.

Von

Wenn zwei sich streiten, freut sich ein Dritter. Manchmal reicht es sogar, dass der Streit nur am Horizont droht. Im Falle von CDU und CSU heißt der lachende Dritte Franz Josef Jung. Der frühere hessische Staatskanzleichef soll Wahlkampf-Manager der Union mit spezieller Zuständigkeit für den Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber werden. Jung soll mit einem Stab in Berlin dafür sorgen, dass der CSU-Chef bundesweit richtig ankommt. Und er soll verhindern, dass dieses Ziel erschwert wird durch Zwistigkeiten und Reibungsverluste zwischen den Generalsekretären Laurenz Meyer und Thomas Goppel, zwischen der CDU-Zentrale in Berlin und der CSU-Zentrale in München. Dass Stoiber Jung schon vor Tagen ins Auge nahm, hat gute Gründe. Der 52-Jährige hat in Hessen die Unterschriften-Wahlkampagne geleitet, die Roland Koch binnen weniger Wochen vom Provinz-Nachwüchsler zum bekannten Ministerpräsidenten katapultierte. Zudem war klar, dass Meyer nicht die Stoiber-Kampagne leiten konnte, Goppel aus München oder im Pendelverkehr zwischen Berlin und München aber auch nicht gut. Klar war auch, dass kein anderer CSU-Mann in Frage kam, wollte man nicht die große Schwesterpartei düpieren.

So kam das CDU-Vorstandsmitglied Jung ins Gespräch, enger Vertrauter seines Landeschefs Roland Koch. Seit gemeinsamen Tagen in der Jungen Union, später als Fraktionschef und Fraktionsgeschäftsführer waren beide ein unzertrennliches Duo. Jung gab den Mann fürs Grobe: "Einer muss die Breschen schlagen", hat er selbst einmal gesagt. Leiter der Staatskanzlei blieb Jung nach dem Wahlsieg nur eineinhalb Jahre. Im September 2000 trat er zurück, weil der Koalitionspartner FDP daran zweifelte, dass er als CDU-Generalsekretär unter dem Landeschef Manfred Kanther nichts von den hessischen Schwarzgeld-Millionen gewusst hat. So erfüllte sich, was Koch bei Jungs 50. Geburtstag über seinen Getreuen gesagt hatte. Der sei ein Mann, der vorangehe und die Pfeile der Gegner auf sich ziehe. Jung selbst sah das genau so: "Die Regierung ist im Amt, seinen Zweck hat der Schritt erfüllt, Druck herauszunehmen", resümierte er einmal zufrieden im Rückblick seinen Rücktritt.

Diese rückhaltlose Loyalität dürfte einer der Gründe sein, weshalb sich Jung für den neuen Job empfahl. Wie die Beschreibung dieses Jobs genau lautet, war am Mittwoch noch nicht letztendlich klar - auch nicht, ob der Stab in den Räumen des Adenauer-Hauses angesiedelt wird oder außerhalb. An der Zuständigkeit der Generale Meyer und Goppel für die Kampagne der jeweiligen Parteien soll sich im Grundsatz nichts ändern. Wenn die "Stoiber-Kampa" rasch ihre Arbeit aufnimmt, kann sie jedenfalls kräftigen Rückenwind mitnehmen: Die Entscheidung der K-Frage hat die Union in einer Forsa-Umfrage erstmals seit langem vor die SPD befördert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false