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Politik: Die Siegerin braucht Hilfe Indiens Kongresspartei verhandelt mit der Linken

Berlin - Sonia Gandhi, Präsidentin der Kongresspartei und überraschende Siegerin der indischen Parlamentswahl, wird ihrem Ruf als „Sphinx von Delhi“ gerecht. Ihre Partei will die gebürtige Italienerin auf dem Stuhl des Premierministers sehen und sie an diesem Samstag offiziell nominieren.

Berlin - Sonia Gandhi, Präsidentin der Kongresspartei und überraschende Siegerin der indischen Parlamentswahl, wird ihrem Ruf als „Sphinx von Delhi“ gerecht. Ihre Partei will die gebürtige Italienerin auf dem Stuhl des Premierministers sehen und sie an diesem Samstag offiziell nominieren. Auch mögliche Koalitionspartner haben bereits Zustimmung signalisiert. Nur Gandhi selbst scheut noch die klare Aussage. Doch so viel lies sie sich am Freitag entlocken: In der Regel würde der Chef der größten Partei auch der Regierung vorstehen.

Ob die Schwiegertochter der ermordeten Indira Gandhi und Frau des ebenfalls getöteten Premiers Rajiv Gandhi bald selbst Regierungschefin wird, dürften die Koalitionsgespräche an diesem Wochenende entscheiden. Denn mit 217 Mandaten stellen die Kongresspartei und ihre Wahlallianz zwar das größte Bündnis, verfehlen aber die absolute Mehrheit von 543 Sitzen in der Lok Sabha, dem indischen Parlament. Für die absolute Mehrheit bedarf es der Unterstützung der Linksparteien, die mit 60 Mandaten so viel Zuspruch erhalten haben wie noch nie.

Die mögliche Regierungsbeteiligung extremer Linker könnte es der Kongresspartei etwas schwerer machen, die Liberalisierungspolitik der abgewählten Regierung weiterzuführen. Das beschäftigt die indischen Kommentatoren, vor allem aber fragt man sich, wie es zu diesem unerwarteten Wahldebakel für die hindunationalistische BJP von Premier Atal Behari Vajpayee kommen konnte. Die italienische Herkunft seiner möglichen Nachfolgerin spielt indes keine Rolle. Solche Kampagnen gegen die 57-Jährige hätten sogar den gegenteiligen Effekt gehabt, resümiert der „Hindu“.

Zudem gibt es zu der eher spröden Sonia Gandhi keine wirkliche personelle Alternative. Nur der Führer der Kongressgruppe im Oberhaus, Manmohan Singh, scheint Beobachtern ein weiterer geeigneter Kandidat für das Amt des Regierungschefs zu sein. Im Gegensatz zu Sonia Gandhi hat Singh auch schon Regierungserfahrung. Als Finanzminister stellte er 1991 die Weichen für die indische Liberalisierungspolitik.

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