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Politik: Die SPD-Präsidenten

Thierse könnte im Amt bleiben, Schily ist ältester Abgeordneter

Nachdem die SPD wieder stärkste Fraktion geworden ist, steht einer zweiten Amtszeit von Wolfgang Thierse (SPD) als Bundestagspräsident eigentlich nichts im Wege. In seinem Berliner Wahlkreis Pankow erzielte der 58-Jährige mit 44,7 Prozent der Erststimmen das beste Ergebnis aller Berliner Direktkandidaten. Über dieses Ergebnis hat sich der Bundestagspräsident nach den Worten eines engen Mitarbeiters besonders gefreut. Thierse sehe das Wahlergebnis mit großer Genugtuung mit Blick auf seine Arbeit, sagte dessen Mitarbeiter dem Tagesspiegel.

Als Bundestagspräsident sah Thierse sich in den vergangenen Monaten mit der Kritik von Union und FDP konfrontiert, die ihm einen parteilichen Amtsstil vorwarfen. 1998 übernahm Thierse als erster Ostdeutscher das Amt des Parlamentspräsidenten. Thierse gilt als Intellektueller mit Bodenhaftung: Zu DDR-Zeiten war er in der Bürgerbewegung aktiv. Dem Anwaltssohn mit dem roten Rauschebart eilt der Ruf hoher moralischer Integrität voraus. Statt in die Amtsvilla einzuziehen, blieb er auch als Bundestagspräsident lieber in seiner Wohnung im Prenzlauer Berg wohnen. Der studierte Kulturwissenschaftler und Germanist war Anfang 1990 in die SPD eingetreten.

Der Bundestag hat noch ein weiteres Präsidentenamt zu vergeben, das des Alterspräsidenten. Ältester Abgeordneter des 15. Deutschen Bundestags ist der 70-jährige Otto Schily (SPD). Der Bundesinnenminister ist der erste sozialdemokratische Alterspräsident seit Willy Brandt, der das Amt bis 1992 ausübte. Nach den vergangenen beiden Bundestagswahlen hatten PDS-Abgeordnete das Amt übernommen: 1998 wurde Fred Gebhardt Alterspräsident, vier Jahre zuvor war es Stefan Heym. Im Gegensatz zum Bundestagspräsidenten muss der Alterspräsident sein Amt nur für weniger als eine Stunde ausüben: Nach der Geschäftsordung des Bundestages führt er den Vorsitz der ersten Parlamentssitzung, bis der neue Bundestagspräsident gewählt ist.

Der gelernte Rechtsanwalt Schily, der in den 70er Jahren als Verteidiger von RAF-Mitgliedern bekannt geworden war, gehört seit 1983 dem Bundestag an – damals noch als Mitglied der von ihm mitbegründeten Grünen. Nach parteiinternem Streit verließ Schily 1989 die Partei und trat in die SPD ein. Fünf Jahre später war er bereits stellvertretender Fraktionschef. 1998 berief ihn Bundeskanzler Gerhard Schröder als Innenminister in sein Kabinett. Tsp/dpa

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