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Politik: Die Spur aus Pakistan

US-Geheimbericht: E-Mails aus Terrorlager führten zu den Verdächtigen

Berlin - Auf die Spur der drei mutmaßlichen islamistischen Terroristen, die am Dienstag verhaftet wurden, sind die deutschen Fahnder offenbar durch Hinweise der US-Geheimdienste auf deren Gesinnungsgenossen gekommen. Wie die „New York Times“ berichtet, warnte die US-Seite die deutschen Ermittler – aber nicht vor Fritz G., Daniel S. und Adem Y. Vielmehr hörten US-Dienste E-Mail- und Telefonkommunikation zwischen Deutschland und Pakistan sowie der Türkei ab und gaben an die deutschen Partner Hinweise, wonach zwei Männer mit den Decknamen „Muaz“ und „Zafer“ im Verdacht standen, ein Terrorausbildungslager in Pakistan besucht zu haben.

Die Zeitung beruft sich auf einen US-Geheimreport. Die Decknamen führten zu der in Deutschland operierenden „Islamischen Dschihad Union“. Laut Geheimbericht verbirgt sich hinter dem Decknamen „Muaz“ ein Atilla S., der an der Ausspähung einer US-Kaserne in Hanau beteiligt gewesen sein soll. Nach anderen Berichten fiel Attila S. schon im Jahr 2004 der Polizei auf, als er gemeinsam mit dem jetzt als Haupttäter verdächtigten Fritz G. in Ulm ein Buch verbrannte. G. stand also schon auf der Gefährderliste der deutschen Behörden. Im Auto der Männer fand die Polizei damals Propagandamaterial, in dem der „Dschihad“ (Heilige Krieg) und Osama bin Laden verherrlicht wurden. Den Decknamen „Zafer“ ordnen Fahnder laut „New York Times“ dem 22-jährigen Safer S. zu. Er wohnt wie der diese Woche verhaftete Daniel S. im saarländischen Neunkirchen.

Die US-Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Gefahr möglicherweise noch nicht gebannt ist. Man fürchte, dass die nicht verhafteten Mitglieder der Terrorzelle an den Anschlagsplänen festhalten könnten. Es könnte eine „Parallelplanung“ für voneinander unabhängige Anschläge gegeben haben, sagte ein US-Ermittler. „Da sind immer noch drei Mitglieder der Gruppe in Freiheit, die den Umgang mit Sprengstoff in den Terrorcamps gelernt haben.“

Die mutmaßlichen Terroristen hatten laut Bundesanwaltschaft in Frankreich drei gebrauchte Kleintransporter besorgt und die Autos mit französischen Kennzeichen nach Deutschland überführt. Wozu sie das taten, ist aber noch völlig unklar.

Als Reaktion auf die vereitelten Anschläge sollten nach Ansicht von Justizministerin Brigitte Zypries für Bombenbau verwertbare Substanzen nicht mehr anonym erhältlich sein. Die SPD-Politikerin will prüfen, inwieweit hier Regelungen möglich sind.

Das als mögliche Terrorzentrale unter Verdacht geratene Islamische Informationszentrum Ulm (I.I.Z.) hat inzwischen eine Erklärung abgegeben, die dem „Tagesspiegel"“ vorliegt und die wir im Internet dokumentieren. Darin heißt es unter anderem: „Wie so oft wird das I.I.Z. ... in Verruf gebracht... Das I.I.Z. hat mit Terrorismus nichts zu tun und lehnt dies ab... Wenn ein mutmaßlicher Terrorist Galeria Kaufhof betritt, dann heißt das ... nicht, dass dies ein terroristisches Einkaufszentrum ist... Alle Festgenommenen und noch Gesuchten... sind seit über drei Jahren keine Mitglieder des I.I.Z.. Sie haben in den letzten zwei Jahre das I.I.Z. auch nicht besucht.“ hmt/ S.K./ AFP

www.tagesspiegel.de/politik

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