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Politik: Die Stimme ihres Herrn

Karen Hughes ist Texanerin und Bush-Beraterin – nun soll sie den USA zu einem besseren Image verhelfen

Ihre Rückkehr ins Weiße Haus war nur eine Frage der Zeit. Doch ihr neuer Auftrag ist schon ein wenig überraschend. Karen Hughes, 48, soll nach übereinstimmenden Medienberichten an herausragender Stelle im Außenministerium das Image der USA in der Welt verbessern. Eine bemerkenswerte Karriere für eine ehemalige Reporterin des texanischen Lokalfernsehens, deren außenpolitische Erfahrung gegen Null tendiert. Dafür ist sie seit den Anfängen der politischen Karriere von George W. Bush als Gouverneur von Texas seine engste Beraterin. Nur Politstratege Karl Rove hat einen ähnlich weit reichenden Einfluss auf die Politik des Präsidenten wie sie.

Während Rove gemeinhin als das Hirn der Operationen gilt, ist Hughes Bushs Sprachrohr. Rigoros feilt sie an der Botschaft, die das Weiße Haus verbreitet. Dass Bush so schlicht spricht, wie er spricht, gehört zu ihren Verdiensten. Während sie versucht, ihm die laxesten Formulierungen auszutreiben, streicht sie den Redenschreibern notorisch Nebensätze und ist berühmt dafür, einen positiven Dreh auch für die schlechteste Botschaft zu finden. Keine 24 Stunden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 machte Bush sie zur Oberlehrerin der Nation. Auftrag: Die Landsleute und die Welt über die Sicht des Weißen Hauses aufzuklären.

Gemessen an der für den Präsidenten wichtigsten Gruppe, dem Wahlvolk, kam sie ihrer Aufgabe perfekt nach. Bis sie im Sommer 2002 überraschend ihren Rückzug ins Private erkläre. Von Heimweh getrieben, zog sie mit ihrem Sohn und ihrem Ehemann zurück nach Austin/Texas. Doch auch von dort aus mischte sie sich weiter in die Botschaft Bushs ein. Kurz vor der Wahl im vergangenen Jahr legte sie eine Autobiografie vor, in der sie den Präsidenten bedingungslos anhimmelt. Er sei „wundervoll“, „ein Mann der Ehre“, er zeige eine „Laser-gleiche Fähigkeit, die Dinge auf ihr Wesentliches zu reduzieren“, heißt es zum Beispiel in ihrem Buch.

Ihre Nominierung, die in der kommenden Woche erwartet wird und die vom Senat bestätigt werden muss, kommt zu einer Zeit, da die Bush-Regierung außenpolitisch gemischte Signale sendet. Einerseits starteten der Präsident und Außenministerin Condoleezza Rice mit ihren Besuchen in Europa eine Charmeoffensive, andererseits stieß das Weiße Haus mit der Berufung des Hardliners John Bolton als künftiger UN-Botschafter viele vor den Kopf. Hughes, die auch zu ihrer direkten Vorgesetzten Rice ein enges persönliches Verhältnis pflegt, soll sich vornehmlich um das Image Amerikas im Nahen und Mittleren Osten kümmern.

Das ist auch dringend nötig. Nach einem für das Weiße Haus im vergangenen Jahr verfassten Sonderbericht befindet sich das Ansehen der USA in der muslimischen und arabischen Welt auf einem Tiefpunkt. „Die Feindseligkeit gegenüber Amerika hat ein schockierendes Niveau erreicht“, heißt es in dem Bericht, „notwendig sind nicht nur taktische Anpassungen, sondern radikale strategische Veränderungen“.

Ungemach droht Washington ab dem heutigen Montag auch an anderer Stelle der internationalen Bühne: Den USA steht in Genf eine schwierige Sitzung der UN-Menschenrechtskommission bevor, die sieben Wochen dauern wird. Nach der Misshandlung von Häftlingen in amerikanischen Militärgefängnissen im Irak und in Afghanistan muss sich die US-Delegation unter Leitung des ehemaligen republikanischen Senators Rudy Boschwitz auf unbequeme Fragen einstellen. Vor allem der Abu-Ghraib-Skandal hat die USA in Misskredit gebracht.

Ob Hughes die Richtige ist, um außerhalb der USA gut Wetter zu machen, muss sie jetzt beweisen. Sie hat zwar den Ruf, den Ton des Durchschnittsmenschen auf der Straße perfekt zu treffen. Doch dabei handelte es sich bislang stets um Texas, Kansas oder Ohio, nicht um Irak, Iran oder Palästina.

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