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Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) stürmen auf dem Kasernengelände während einer Übung in eine Tür.

© dpa/Picture Alliance

Die Teilauflösung ist eine Bewährungsstrafe: Das KSK erhält eine letzte Chance, sich grundlegend zu ändern

Das KSK ist auch verpflichtet, gegen Extremismus in eigenen Reihen zu kämpfen. Das muss die Einheit nun beweisen, ansonsten droht die gesamte Auflösung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ob das reicht, dem Kommando Spezialkräfte den unseligen Corpsgeist auszutreiben? Jedenfalls hat die „Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt“, die Verteidigungsministerin, zugepackt. Annegret Kramp-Karrenbauer will sich ja gewiss nicht nachsagen lassen, sie sei da zu weich; das wäre auch verheerend: für ihren Ruf, ihre Autorität und die Moral der ganzen Truppe, über das KSK hinaus. Darum darf sich das keiner ungestraft leisten: Extremismus. Rechtsextremismus!

Dass also eine der vier KSK-Einsatzkompanien, in denen deutsche Kommandosoldaten dienen, aufgelöst wird, ist das mindeste; zumal es die Kompanie ist, in der sich Extremismus exemplarisch gezeigt hat, seit Jahren schon. Wo Schweineköpfe fliegen und Hitlergrüße zu sehen sind, wo entsprechende Lieder gehört werden, da hätte schon vor der Amtszeit von AKK härter durchgegriffen werden sollen.

Nun, der MAD, der Militärische Abschirmdienst, hat seither ermittelt, die Fakten sind klar, die Handlungen auch. Die Reaktion musste entsprechend sein. Nennen wir sie „flexible Abschreckung“. Was als Reformplan daherkommt, ist erstens eine letzte Chance für das Kommando, zweitens aber auch eine  Bewährungsstrafe. 

Die Ministerin, der Generalinspekteur, der Heeresinspekteur und Staatssekretär Gerd Hoofe haben sich mit allem befasst, das fängt bei der Einstellung an und endet – wenn das KSK unter seinem Kommandeur, der im Amt bleibt, sich nicht exzellent führt – mit einem völligen Neuaufbau.

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Es wird in jedem Fall straffer mit kritischem Blick von außen, außerhalb der Sozialtruppe, geführt werden. Transparenz für diejenigen, die in der Bundeswehr das Sagen haben, bedeutet: Dass sich das KSK selbst genug sein könnte, soll nicht mehr vorkommen. Wollen wir hoffen.

Die Bundeswehr braucht eine Spezialeinheit

Denn im Grundsatz braucht auch die deutsche Armee eine solche Einheit. Bei den Briten heißt sie Special Air Service, SAS, bei Amerikanern US Special Operations Forces; das sind die Vorbilder. Und die GSG 9 der Bundespolizei.

Sondereinsätze, Kommandoaktionen, Aufklärung, Terrorbekämpfung, Rettung, Evakuierung – die 1400 Soldaten haben Kriegsverbrecher im zerfallenen Jugoslawien gejagt, haben sich im Einsatz in Afghanistan bewährt. Sie sind von den Nato-Partnern als Kämpfer an ihrer Seite geschätzt.

Demokratischen Werten verpflichtet

Nun sind aber die Kommandosoldaten, bei aller Besonderheit ihrer Aufgaben, Angehörige einer Armee der Demokratie. Sie sind deren Werten verpflichtet, zugleich international Botschafter einer Parlamentsarmee, stehen für deren Leistungsfähigkeit. Das ist das Ethos eines Staatsbürgers in Uniform.

Das KSK muss darum wohlverstanden umso mehr auch dagegen kämpfen: gegen Kameraderie, Dünkel, gegen Extremismus. Gerade der richtige, besonnene Umgang mit Extremsituationen muss das Kommando auszeichnen. Und wenn nicht – die Lagebeurteilung, um es militärisch auszudrücken, dass die Spezialtruppe nicht ganz aufgelöst wird, ist darum auch eine Momentaufnahme. Möglich ist sie immer noch.

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