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Politik: Die Tür hinter dem Kühlschrank

Die US-Armee entdeckt in der irakischen Provinz Anbar eine riesige unterirdische Bunkeranlage

Berlin - Es ist vermutlich das größte Rebellenversteck, dass die US-Armee im Irak seit Kriegsbeginn ausgehoben hat. Bereits am Donnerstagabend, so berichtet die „New York Times“, haben Militärs im Rahmen der Operation „Blitz“ gegen Aufständische in der westlichen Provinz Anbar ein unterirdisches Bunkersystem entdeckt. Es handele sich um die größte Anlage dieser Art, zitiert die Zeitung einen Militärsprecher. Sie ist in einen aufgegebenen Steinbruch nahe der Stadt Karma gebaut und in etwa so groß wie sechs Fußballfelder. Nach Militärangaben war das Versteck nicht nur mit einem umfangreichen Waffenlager, sondern auch mit einer Küche, möblierten Wohnräumen, Duschen und einer Klimaanlage ausgestattet.

Innerhalb von drei Tagen haben die Truppen nach Informationen der „Washington Post“ bei ihrer Operation insgesamt 50 geheime Waffenlager ausgehoben. Der unterirdische Bunker wurde offenbar eher zufällig entdeckt, als Soldaten ein Gebäude durchsuchten, eine Kühltruhe zur Seite schoben und sich dahinter der Eingang zu der Anlage öffnete. Diese war zu dem Zeitpunkt zwar menschenleer, doch deuteten frische Lebensmittel in der Küche darauf hin, dass noch vor kurzem Aufständische das Versteck benutzt hatten. Die Soldaten entdeckten nach Angaben des Militärsprechers unter anderem Maschinengewehre, Minenwerfer, Raketen, Nachtsichtgeräte und Uniformen.

Vor Jahrzehnten hatte der frühere Diktator Saddam Hussein mit dem Bau eines weit verzweigten Bunkersystems um die Städte Bagdad und Mossul herum begonnen, bei dem ihm auch deutsche Ingenieure zur Hand gingen. Es sei aber nicht klar, ob der Bunker in dem Steinbruch zu diesem Netzwerk gehöre, schreibt die „New York Times“. Der Prozess gegen den Ex-Präsidenten soll im Übrigen in etwa zwei Monaten beginnen. Die irakische Justiz will sich nach Meldungen der Nachrichtenagentur AFP dabei auf zwölf Anklagepunkte beschränken. Diese ausgewählten Anklagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit würden ausreichen, um die Höchststrafe gegen Saddam Hussein zu verhängen, sagte ein Regierungssprecher in Bagdad. Zwar würden mehr als 500 Klagepunkte vorbereitet, doch würde es zu lange dauern, wenn sie alle behandelt würden. Der Regierung sei an einem schnellen Verlauf des Prozesses gelegen.

In den USA wächst indes die Kritik auch bei den regierenden Republikanern an der gleichbleibend optimistischen Sicht auf die Entwicklung im Irak von Präsident George Bush. Während dieser und sein Vize, Dick Cheney, sich Anfang der Woche „erfreut“ über die Entwicklung im Land gezeigt hatten und Cheney die Aufständischen in ihren „letzten Zügen“ sah, bezweifelten mehrere Republikaner diese Darstellung. Die „Washington Post“ zitiert Parteimitglieder, die davor warnen, der amerikanischen Öffentlichkeit etwas vorzumachen. Es sei schlicht unmöglich, abzuschätzen, wie sich die Lage im Irak weiter entwickeln würde.

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