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Die Tochter trägt bei der Beisetzungszeremonie in Kiew das Foto ihres Vaters Sergiy vom Bataillon "Aydar", der bei Kämpfen in der Ostukraine ums Leben gekommen war.

© Reuters

Die Ukraine macht mobil: Armee zieht 50 000 Reservisten ein

Es ist eine endlose Spirale gegenseitiger Schuldzuweisungen: Weil Russland angeblich immer mehr militärisches Gerät und Soldaten in die Ostukraine bringt, hat Kiew seinerseits nun eine großangelegte Mobilisierung von Truppen begonnen.

Seit Dienstag zieht die ukrainische Armee 50 000 Männer und Frauen ein. Damit hat die erste von insgesamt drei Mobilisierungswellen für das Jahr 2015 begonnen. Vor allem Russland wirft dem Nachbarn Ukraine vor, damit den Konflikt in der Ostukraine weiter anzuheizen. Doch die Ukrainer weisen die Schuld weit von sich. In Kiew habe die politische Führung „nichts ungetan gelassen, um auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu finden“, sagte Präsidentenberater Valerie Taschaly im ukrainischen Fernsehen.

Die Ukraine wirft ihrerseits Russland vor, die vergangenen Wochen dazu genutzt zu haben, immer mehr militärisches Gerät in den Donbass gebracht zu haben. Vor allem die sogenannten von Moskau geschickten Hilfstransporte stehen in der Kritik. Seit August sind insgesamt elf Konvois in die Ostukraine gebracht worden. Augenzeugen berichteten Anfang Januar, als der vorerst letzte Trupp ankam, dass sich auf den weiß lackierten Militär-Lkws ausschließlich technisches Gerät befunden habe. Es seien weder Lebensmittel noch Medikamente herangeschafft worden.

Militärsprecher Andrej Luzenko sagte am Dienstag vor Medien in Kiew, allein am Montag hätten 800 russische Soldaten die Grenze zu Lugansk überquert. Moskau bezeichnete dies „als Blödsinn“. Die Kämpfe am Flughafen in Donezk gehen unterdessen unvermindert weiter. Eine Karte, die das Verteidigungsministerium täglich veröffentlicht, zeigt zudem, dass an der gesamten Grenze des von Separatisten besetzten Gebietes in Lugansk und in Donezk Kämpfe ausgebrochen sind. Den von Russland unterstützten Gruppen ist es offenbar innerhalb der vergangenen 24 Stunden gelungen, ihr Gebiet nach Westen auszuweiten.

Verteidigungsminister Stephan Poltorak teilte am Dienstag mit, die neue Mobilisierung sei unverzichtbar. In der aktuellen Mobilisierungswelle wolle man vor allem Frauen und Männer mit Berufserfahrung anwerben. Beobachter sprechen bereits davon, die Führung wolle Fehler aus dem vergangenen Sommer nicht wiederholen. Damals waren die Verluste unter anderem deshalb so hoch, weil die Kämpfer wenig Erfahrung mit Waffen und Kriegführung hatten.

Möglicherweise werden die neuen Soldaten schon bald zum Einsatz kommen. In der Ostukraine nehmen die Kämpfe täglich zu. Am Dienstag machten unter anderem Videos aus einem Stadtteil Donezks in der Nähe des Flughafens die Runde. In Kiewskiy wurden Passanten an einer Bushaltestelle beschossen.

Deutschland, Frankreich, Russland und die Ukraine unternehmen derweil einen neuen Anlauf, um eine Lösung zu finden. Die Außenminister der vier Länder wollen sich am Mittwochabend erneut in Berlin treffen, um über den Konflikt zu beraten, bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Dienstag einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Ein ähnliches Treffen war vor gut einer Woche ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen.

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