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Politik: Die US-Einwanderungsbehörde schickt den geretteten Flüchtlingsjungen zurück nach Kuba

Nach wochenlangem Streit zwischen kubanischen und US-Behörden hat die US-Einwanderungsbehörde das Schicksal des kubanischen Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez besiegelt. Der Sechsjährige müsse zurück nach Kuba, sagte ein Mitarbeiter der US-Regierung am Mittwoch in Washington.

Nach wochenlangem Streit zwischen kubanischen und US-Behörden hat die US-Einwanderungsbehörde das Schicksal des kubanischen Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez besiegelt. Der Sechsjährige müsse zurück nach Kuba, sagte ein Mitarbeiter der US-Regierung am Mittwoch in Washington. Zuvor hatte US-Außenamtssprecher James Rubin bestätigt, dass der Vater des Jungen ein Einreisevisum erhalten werde, falls er seinen Sohn in Miami besuchen wolle.

Die US-Behörden sprachen dem Vater unterdessen am Mittwoch das Sorgerecht zu. Damit haben sie dem Wunsch der in Miami lebenden Verwandten widersprochen, den Jungen bei sich zu behalten. Die Verwandten kündigten an, Berufung gegen die Entscheidung einlegen zu wollen. Kuba gestattete Elians Vater, den Jungen aus den USA abzuholen, was nach der Entscheidung der US-Behörden jetzt möglich ist. Es gibt allerdings sowohl in den USA als auch auf Kuba Spekulationen, der Vater könne nach einer Reise in die USA vielleicht nicht zurückkehren. Wenn er dort bliebe, wäre er jedoch von seiner Frau, seinem vier Monate alten Sohn und seinen Eltern getrennt.

Die Generalsekretärin des US-Kirchenrats, Joan Brown, traf in Havanna mit dem kubanischen Präsidenten Fidel Castro zusammen und besuchte in der 150 Kilometer östlich gelegenen Stadt Cardenas den dort lebenden Vater von Elian. Dabei wurde sie vom Lateinamerika-Beauftragten desUS-Kirchenrates, Oscar Bolioli, begleitet. Die Geistliche verwies darauf, dass der Kirchenrat bereits bei früheren Gelegenheiten zur Schlichtung von Konflikten in Lateinamerika beigetragen habe. Nach Browns Worten reagierten die Regierungen in Havanna und Washington auf ihre Vermittlungsinitiative "ziemlich positiv". Sie sei bereit, den Jungen persönlich nach Kuba zurückzubringen, falls dies "nützlich" sei. Notwendig sei, den Fall schnell beizulegen. Andernfalls werde die Stimmung weiter aufgeheizt und eine Lösung zunehmend erschwert.

Elians Mutter und sein Stiefvater waren Ende November bei einem Fluchtversuch in die USA ertrunken, während der Junge vor laufenden Fernsehkameras gerettet wurde. Nach kubanischer Auffassung wurde er gegen seinen Willen nach Florida "entführt". Laut Elians in Miami lebendem Großonkel Delfino Gonzalez ging der Junge dort am Dienstag erstmals in die Schule. Der von Elans Verwandten in den USA in den Fall eingeschaltete Anwalt Spencer Eig sprach sich entschieden für den Verbleib des Jungen in seiner neuen Heimat aus. Die Zukunft des Kindes dürfe nicht Gegenstand eines "Deals" zwischen Kuba und den USA sein.

Elians Großonkel und Großtanten unterstützen den Aufruf von exilkubanischen Gruppen, vor ihrem Haus eine Menschenkette zu bilden, um die Rückkehr des Jungen nach Kuba zu verhindern. Über ihren Antrag, dem Sechsjährigen Asyl in den USA zu gewähren, weil ihm im Falle seiner Rückkehr "Verfolgung" drohe, ist noch nicht entschieden.

Castro beteiligte sich in Havanna an einer Kundgebung von Intellektuellen, Künstlern, Schriftstellern und Journalisten, auf der die USA aufgefordert wurden, Elian umgehend nach Kuba ausreisen zu lassen. Für diese auch vom kubanischen Volkskongress und der Kirche erhobene Forderung hatten in den vergangenen Wochen auf der Karibikinsel Hunderttausende demonstriert.

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