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Ex-Bildungsministerin Annette Schavan wird neue Botschafterin im Vatikan.

© epd

Die Vatikan-Botschafterin in Spe: Annette Schavan: „Ich bin Katholikin – und Politikerin“

Ex-Bildungsministerin Schavan soll künftig Deutschland als Botschafterin beim Papst vertreten. Nach der Plagiatsaffäre bekommt die 58-Jährige somit eine neue Aufgabe. Gegen die Aberkennung ihres Doktortitels kämpft sie vor Gericht noch immer.

Sie betet zweimal am Tag, ihr Glaube gibt ihr Kraft und Orientierung. Daraus hat die CDU-Politikerin Annette Schavan nie ein Geheimnis gemacht. Sie hat Theologie studiert, ist Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und hat auch ihre berufliche Laufbahn bei der katholischen Kirche begonnen. Als erste Frau leitete sie das katholische Bildungsinstitut Cusanuswerk. Daneben engagierte sie sich politisch und stieg von der Stadträtin in Neuss bis zur Bundesbildungsministerin auf. Vor einem Jahr trat sie nach einer Plagiatsaffäre rund um ihre Doktorarbeit von diesem Amt zurück.

Die Kirche und die Politik, das sind die beiden roten Linien, die sich durch das Leben der 58-Jährigen ziehen wie eine Doppelhelix, mal kreuzten sie sich, mal liefen sie auseinander. Am Montag wurde bekannt, dass Schavan ab Sommer Deutschland als Botschafterin beim Vatikan vertreten soll.

Schavan ist in einer tief katholischen Familie am Niederrhein aufgewachsen. Das Volkskirchliche, bei dem sich Kirche und Politik selbstverständlich verbinden, hat sie mit der Muttermilch aufgesogen. Doch schon längst lässt sich die kirchliche Lehre nicht mehr eins zu eins in Politik umsetzen, am Niederrhein nicht und erst recht nicht in der Bundespolitik. Das weiß Annette Schavan – und musste dafür mehrmals von ihrer Kirche Prügel einstecken.

„Prinzipienlos“ nannte sie der Kölner Kardinal Joachim Meisner

Das erste Mal vor 16 Jahren, in der Auseinandersetzung um die Schwangerenkonfliktberatung. Schavan hatte sich für den Verbleib der Kirche in der Beratung starkgemacht. Als sich die Bischöfe auf römischen Druck hin zurückzogen, gründete sie mit anderen frustrierten Katholiken den Beratungsverein Donum Vitae – und musste sich von Bischöfen dafür beschimpfen lassen.

2008 plädierte Schavan als Bundesforschungsministerin für eine Ausweitung der embryonalen Stammzellforschung. Denn anders als die Bischöfe wollte sie keinen Widerspruch sehen zwischen Menschenwürde und Forschungsfreiheit, zwischen dem Schutz des Lebens und dem der Kranken. Gesinnungs- und Verantwortungsethik sind für sie eben zwei verschiedene Dinge. „Prinzipienlos“ nannte sie der Kölner Kardinal Joachim Meisner dafür. „Verräterin“, schallte es ihr aus Rom entgegen.

Es könnte deshalb gut sein, dass Annette Schavan ihrer neuen Aufgabe durchaus mit gemischten Gefühlen entgegensieht. Sie wird hoffentlich auch wissen, dass sie als Botschafterin alle Deutschen vertritt – und nicht nur die 30 Prozent Katholiken.

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