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Politik: "Die Wähler werden irritiert" - Dieter Roth von Forschungsgruppe Wahlen zur Koalitionsdebatte

Dieter Roth (61) ist Leiter der Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim. Den Parteien empfiehlt der Wahlforscher klare Koalitionsaussagen.

Dieter Roth (61) ist Leiter der Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim. Den Parteien empfiehlt der Wahlforscher klare Koalitionsaussagen.

Die SPD will sich nicht eindeutig auf ihren künftigen Koalitionspartner festlegen. Verlangt der Wähler nicht eine klare Aussage?

Natürlich muss die SPD auch über neue Koalitionsmöglichkeiten nachdenken können, sich Freiräume erhalten. Die Wähler allerdings haben gern klare Informationen vor der Wahl. Das gilt auch für die Mehrheit der SPD-Wähler.

Taktische Spielchen könnten den schon sicher geglaubten SPD-Wahlerfolg gefährden?

Nein. Nur eine kleine Gruppe von hoch informierten Wählern entscheidet rein taktisch. Diese haben dann auch in der Regel keine eindeutige Bindung an eine Partei. Sie haben Erst- und Zweitpräferenzen, aber sie werden diese Wahl nicht entscheiden.

Wenn Möllemann jetzt versucht, eine sozial-liberale Option ins Spiel zu bringen, hat das einen Reiz?

Für manche Leute, die der FDP nahe stehen, mag das einen Reiz haben. Aber das ist eine relativ kleine Gruppe. Die große Mehrheit der Wähler wird eher irritiert sein, weil sich Koalitionsorientierungen bei den Wählern eher langsam entwickeln.

CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers versucht, mit dem Slogan "Kinder statt Inder" den Erfolg zu wiederholen, den die Hessen-CDU mit ihrer Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft hatte. Mit Erfolg?

Bisher zahlt sich die Strategie der NRW-CDU nicht aus. Herr Rüttgers hat sich bei der Konzeption der Kampagne verschätzt. Zwar treffen die Aussagen, die jetzt auf den CDU-Werbepostkarten stehen, die Meinung vieler Wähler - nicht nur der Unionswähler, sondern auch die vieler Wähler, die der SPD nahe stehen. Nur: Das Ganze ist kein Problem, das für die Leute wirklich wichtig ist. Etwa die Spendenaffäre der Union ist in den Köpfen viel präsenter.

Die SPD regiert jetzt in NRW seit 34 Jahren. Ist das nicht - gerade im Vergleich zu 17 Jahren Kohl-Regierung - zu lang?

Lange Regierungszeiten sind immer ein Problem - vor allem, wenn sie zum Schluss mit Affären verbunden sind. Das gilt generell. Insofern liegt der Wechsel näher. Aber es gibt ja nicht nur eine Affäre, sondern es gibt mehrere Affären, die die Parteien unterschiedlich betreffen. Insofern heben sich die Effekte auch zum Teil gegenseitig auf.

Die PDS hat in Schleswig-Holstein schon schlecht abgeschnitten. Ist die Partei, nachdem Gregor Gysi und Lothar Bisky ihren Rückzug angekündigt haben, auf absehbare Zeit ohne Chancen im Westen?

In Umfragen erscheint die PDS so gut wie nicht. Bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen wird sie keine Rolle spielen. Wie es in Zukunft weitergeht, ist sehr ungewiss. Dass die PDS im Westen keine linke Alternative ist, gilt für die Wahl am Sonntag mit Sicherheit.Das Gespräch führte Matthias Meisner

Die SPD will sich nicht eindeutig auf ihren k&uuml

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