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Die Welt bereichern: Was soll mit den Spenden geschehen?

Auf eine Initiative von Bill Gates und Warren Buffett hin wollen 40 US-Milliardäre die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke spenden.

100 Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 75 Milliarden Euro, sollen in den vergangenen sechs Wochen zusammengekommen sein. Davon jedenfalls gehen Microsoft-Gründer Bill Gates und die Investorenlegende Warren Buffett aus. Notwendig seien nur ein paar Anrufe gewesen – und schon hätten 40 von 70 angefragten US-Milliardären zugesagt, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Unter den Wohltätern befinden sich demnach, neben dem Philantrophenduo Buffett und Gates selbst, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der „Star Wars“-Erfinder George Lucas und CNN-Gründer Ted Turner. Auch Hotel- Erbe Barron Hilton, Bankier David Rockefeller und der Softwareunternehmer Larry Ellison beteiligen sich, wie auf der Website der Initiative „The Giving Pledge“ (Das Spendenversprechen) zu lesen ist.

Es ist weniger erstaunlich, dass Reiche in den USA große Summen spenden, als dass sie in einem gemeinsamen Schritt an die Öffentlichkeit gehen. Buffett sagt, er habe Verständnis dafür, dass viele Wohlhabende ihr soziales Engagement lieber für sich behalten wollten. Aber die Zeiten hätten sich geändert. „Es gibt junge Leute, die noch kein Vermögen gemacht haben, doch sie achten sehr genau darauf, was reiche Menschen wie Larry Ellison mit ihrem Geld machen.“ Wobei gerade die Unterschrift von Ellison eine Überraschung ist. Er war zum Sündenbock geworden, weil er eine 115-Millionen-Dollar-Spende an die Harvard-Universität zurückgezogen hatte, nachdem der damalige Harvard-Präsident Larry Summers 2006 zum Rückzug gezwungen worden war.

Ganz sicher ist es auch ein Statussymbol, es auf die exklusive Liste zu schaffen. „Im Zuge der Krise suchen Amerikas Reiche nach neuen Statussymbolen“, heißt es dazu im „Wall Street Journal“. „Reich genug zu sein und entsprechend großzügig, um auf die Liste zu kommen, kann schon bald das ultimative Erkennungszeichen sein.“ Umgekehrt haben US-Medien auch Listen veröffentlicht mit den Namen von Milliardären, die gefragt wurden, aber kein Versprechen abgegeben haben. Darauf stehen zum Beispiel George Soros und der umstrittene Hedgefonds- Manager John Paulson. „Einige setzten am Telefon zu einer Tirade gegen die Regierung und hohe Steuern an“, sagte Buffett – und lehnten eine Spende ab. „Und es gibt andere, die eine dynastische Einstellung zu ihrem Wohlstand haben. Das ist besonders der Fall, wenn sie selbst viel Geld geerbt haben.“ Tatsächlich liegt die amerikanische Nachlasssteuer mit einem Satz von bis zu 55 Prozent weit über der deutschen Erbschaftsteuer.

Die meisten der angesprochenen Reichen dürften schon vor Gates’ und Buffetts Anruf Stiftungspläne gehegt haben. Barron Hilton zum Beispiel sagt: „Ich habe mich sofort dafür entschieden, 1,2 Milliarden Dollar an die Conrad-N.-Hilton-Stiftung zu geben. Wir konzentrieren uns auf die Förderung von sauberem Trinkwasser, Obdachlose, die Bekämpfung von Drogenmissbrauch und Spenden an katholische Frauenorden.“

Die größte Erfahrung im Umgang mit Stiftungsvermögen hat Bill Gates selbst: Auf 53 Milliarden Dollar wird das Vermögen von Gates und seiner Frau Melinda geschätzt. Einen großen Teil davon hat der 54-Jährige für die medizinische Forschung und Entwicklungsländer gespendet. Wobei sein Engagement durchaus nicht unumstritten ist. Die Gates-Stiftung schafft es immer häufiger, die Hilfsagenda der Welt zu bestimmen. 2009 hat die Stiftung drei Milliarden Dollar investiert, der gesamte deutsche Entwicklungsetat 2010 liegt gerade mal bei gut sechs Milliarden Euro.

Dass beispielsweise im Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose, einem allgemein als effizient eingeschätzten multilateralen Hilfsprogramm, der Einsatz des weltweit inzwischen eigentlich verbotenen Insektizids DDT gefördert wird, ist auch auf den Druck der Gates-Stiftung zurückzuführen. Der Allianz für eine grüne Revolution in Afrika (Agra) wollte die Gates-Stiftung, die im vergangenen Jahr 456 Millionen Dollar dafür ausgegeben hat, vorschreiben, dass auch gentechnisch veränderte Pflanzen für afrikanische Bauern entwickelt werden sollten.

Es brauchte das Standing des ehemaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, um das zu verhindern. Annan sprach sich vehement dafür aus, zunächst einmal lokale Getreidesorten wiederzuentdecken und auf konventionellem Weg weiterzuentwickeln. Schließlich produzieren die meisten afrikanischen Bauern vor allem für sich und ihre Familien. Sie können sich teures Saatgut nicht leisten, sondern sind darauf angewiesen, es selbst zu vermehren. Andererseits hat die Gates-Stiftung gewaltige Summen in die weltweiten Impfprogramme für Kinder gesteckt – und damit auch Regierungen zu mehr Einsatz auf diesem Feld gedrängt.

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