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Politik: Die Welt ist noch zu retten: bis 2015

Schon geringe Investitionen helfen dem Klima Aber dieses Jahr müssen Entscheidungen fallen

Berlin - Der Weltklimarat (IPCC) hat in Bangkok Vorschläge vorgelegt, wie der Klimawandel zu vertretbaren Kosten aufgehalten werden kann. Die wichtigste Botschaft: Die Welt kann das Ruder noch herumreißen und die Weltwirtschaft mit bereits vorhandenen Technologien klimafreundlich umbauen. Dafür müssten jährlich etwa 0,12 Prozent der Weltwirtschaftsleistung aufgebracht werden. Allerdings bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Weichen richtig zu stellen. Bis 2015 muss nach den Berechnungen des IPCC der Höhepunkt der weltweiten Treibhausgasemissionen erreicht sein. Dann müssen sie bis zur Mitte des Jahrhunderts um mindestens 50 Prozent sinken, damit die weltweite Erwärmung nicht um mehr als zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung (1750) steigt. Eine Erwärmung darüber hinaus halten die Forscher nicht mehr für kontrollierbar.

Der Direktor des Umweltbundesamts (UBA), Andreas Troge, sagte dem Tagesspiegel: „Die Kosten für die Klimafolgen werden meistens unter- und die für den Klimaschutz überschätzt.“ Für Deutschland würde eine Verminderung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2050 im Vergleich zu 1990 etwa 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten, sagte er. Er folgert aus dem Report: „Ihr habt eine Chance, macht was draus.“

Auch der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, betonte in Berlin, dass in diesem Jahr politische Entscheidungen fallen müssten. Damit die Kohlenstoff-Märkte, mit denen die Kosten für den Klimaschutz in Maßen gehalten werden sollen, richtig funktionieren, hält de Boer „langfristige Signale für entscheidend“. Er hofft, dass beim Weltklimagipfel im Dezember auf Bali, wenn es um ein Folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll geht, ein Verhandlungsmandat erteilt wird, „damit alle wissen, dass es weitergeht“. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans-Joachim Schellnhuber, sagte: „Die Industrieländer sitzen in der Klimafalle, aus der sie ohne die Mitwirkung der Schwellenländer nicht mehr herauskommen können.“ Deshalb müssten sie klimafreundliche Technologien einführen, die von „China, Indien und Brasilien schon aus eigenem Interesse übernommen werden“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte es entscheidend, beim Gipfel der Industriestaaten (G 8) im Juni in Heiligendamm und beim Klimagipfel auf Bali zu Fortschritten zu kommen.

Für Ottmar Edenhofer vom PIK, einen der Autoren des Reports, ist der Bericht ein „großer Durchbruch“. Denn auch die skeptischen Staaten wie die USA und China hätten anerkannt, dass das Kohlendioxid (CO2) einen Preis haben müsse, der Trend umgekehrt werden, und dass die erneuerbaren Energien sowie Energieeffizienz bei der Lösung der Klimakrise die wichtigste Rolle spielen müssten.

Jedoch schreibt der IPCC-Report auch der Atomkraft eine wichtige Rolle zu. Der Anteil an der Stromerzeugung könnte von jetzt 16 auf 18 Prozent steigen, schreiben die Autoren, und weisen ausdrücklich auf Risiken wie die Gewährleistung des sicheren Betriebs, die Endlagerung des radioaktiven Mülls und die Gefahr, dass Atomwaffen gebaut werden können, hin. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hält die Ausbreitung von Atomwaffen für die größte Gefahr. „Erst Atomkraftwerke zu bauen und später die Nato zu schicken, um sie wieder zu zerstören, halte ich für keine vernünftige Sicherheitspolitik“, sagte er dem Tagesspiegel. Dagegen forderte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) erneut eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Kraftwerke.

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