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Politik: Die Welt nimmt Abschied vom Papst

Kardinal Ratzinger würdigt Johannes Paul II. als unvergesslich / Italienische Kampfjets fangen Kleinflugzeug ab

Berlin/Rom - Mit einer bewegenden Trauerfeier auf dem Petersplatz in Rom haben am Freitag Menschen aus aller Welt Abschied genommen von Papst Johannes Paul II. In dem zweieinhalbstündigen Gottesdienst erwiesen 300 000 Pilger und rund 200 Staatsgäste dem Pontifex die letzte Ehre. Immer wieder applaudierten die Gläubigen, viele von ihnen aus Polen, und schwenkten Fahnen. Mehr als eine Million Menschen verfolgten rund um den Vatikan, Milliarden an den Fernsehschirmen die Totenmesse für den Papst aus Polen, der 26 Jahre lang die Geschicke der katholischen Kirche bestimmt hatte.

Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger, der das Requiem zelebrierte, würdigte den Heiligen Vater in seiner 20-minütigen Predigt als unvergesslich und tief im Glauben an Christus verwurzelt. „Wer den Papst beim Beten gesehen hat, wer seine Predigten gehört hat, der weiß das“, sagte Ratzinger. Nach dem Requiem wurde der schlichte Sarg aus Zypressenholz mit dem Leichnam vom Petersplatz in den Petersdom gebracht. Bevor die Träger die Schwelle zum Dom überschritten, drehten sie sich ein letztes Mal mit dem Sarg der jubelnden Menge zu. Viele der Pilger auf dem Platz brachen in Tränen aus. Zur Beerdigung in den Grotten des Doms waren dann nur noch wenige kirchliche Würdenträger zugelassen. Der Zugang zu dem Grab soll bereits in der nächsten Woche für die Gläubigen geöffnet werden. In seinen Sarg wurden Münzen aus der Zeit seines Pontifikats und ein Pergament mit Angaben zu seiner Amtszeit gelegt.

Die Trauerfeier war geprägt von liturgischen Gesängen und feierlichen Gebeten in sechs Sprachen. Auf Transparenten forderten die Beter die umgehende Heiligsprechung des Verstorbenen. Unter den anwesenden Staats- und Regierungschefs waren US-Präsident George W. Bush, UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bundespräsident Horst Köhler und Kanzler Gerhard Schröder, Prinz Charles, der britische Premier Tony Blair und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac. 15 000 Sicherheitskräfte waren allein zum Schutz der Staatsgäste im Einsatz, der Luftraum über Rom war gesperrt, Flugabwehrraketen wurden in Stellung gebracht. Italienische Kampfjets fingen nach Medienberichten ein verdächtiges Flugzeug ab. Es habe Geheimdienst-Informationen gegeben, dass es an Bord des in Belgrad gestarteten Privatjets eine Bombe gebe. Dies habe sich aber später nicht bestätigt, erklärten die Behörden.

In Deutschland wehten viele Flaggen auf halbmast. In ganz Polen läuteten Glocken und ertönte Sirenengeheul zum Gedenken an den ersten nichtitalienischen Papst seit 455 Jahren. Der Verkehr kam zum Erliegen, die Straßen leerten sich. Die Regierung hatte den Freitag zum Feiertag erklärt; Schulen, Ämter, Geschäfte und die Börse in Warschau blieben geschlossen. Bundespräsident Köhler würdigte die Lebensleistung des gestorbenen Papstes. Die Welt trauere über Konfessionen und Kulturen hinweg, sagte er.

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