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Politik: Die zwei im Schatten

Udai und Kusai Hussein stehen auf der US-Fahndungsliste ganz oben – sie kontrollierten Bagdads Sicherheitsapparat

Bagdad. Der irakische Ex-Staatschef Saddam Hussein führte den Staat wie eine Art Familienbetrieb. Tragende Säulen im Machtgefüge waren die Präsidentensöhne Udai und Kusai, die am Dienstag von US-Soldaten getötet wurden. Der jüngere Sohn Kusai war unter anderem Chef des Sicherheitsdienstes des Präsidenten und kontrollierte die Geheimdienste. Er sollte wohl auch der Nachfolger seines Vaters an der Staatsspitze werden. Udai, der Ältere, war Kommandeur der Fedajin-Milizen Saddam Husseins.

Saddam Hussein hatte Kusai, den jüngeren Sohn aus erster Ehe, für seine Nachfolge auserkoren. Deshalb steht der 37-Jährige als Kreuz-Ass an zweiter Stelle auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker. Saddam, der seine Karriere selbst auf der Macht der Geheimdienste aufbaute, ließ auch seinen Sohn die Schule in den irakischen Unterdrückungsapparaten durchlaufen. Kusai stieg schnell zum Herrscher über alle Geheimdienste auf. Er war zudem Kommandeur der Eliteeinheiten Republikanische Garden, die den US-Truppen beim Kampf um Bagdad eine Schlacht auf Leben und Tod liefern sollten und dann plötzlich wie im Nichts verschwanden. Weil Saddam in Sicherheitsfragen keine Risiken einging, ernannte er Kusai auch zum Leiter einer Spezialtruppe, die nur für den Schutz des Präsidenten sowie dessen Familie zuständig war und geheime Quartiere vorbereitete. Im April 2001 stellte der Vater offiziell alle Weichen. Nicht der ältere, der gewalttätige Udai, sondern der jüngere Kusai wurde in die Führungsspitze der Baath-Partei gewählt.

Nummer drei auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker ist Udai Hussein, der älteste Sohn des gestürzten Staatschefs. Das für den 39-Jährigen reservierte Herz-Ass könnte nicht besser die Vita des Präsidentensohn umschreiben: Udai galt als Playboy, in dessen Villa nach dem Fall Bagdads kistenweise Alkohol, Waffen sowie Luxusautos gefunden wurden. Wenig schmeichelhaft beschrieb ihn auch der frühere Generalstabschef Nisar Charadschi nach der Flucht. Er nannte Udai dumm und einen Trinker, der von nichts genug bekommen könne. Innerhalb des Präsidentenclans sorgte der älteste Sohn immer wieder für Familienfehden. 1988 erschlug er den Vorkoster seines Vaters. Im August 1995 schoss er einem Halbbruder Saddams ins Bein. Sein Schwager Hussein Kamel soll sich kurz danach so bedroht gefühlt haben, dass er nach Jordanien flüchtete.

Nach einem Attentat im Dezember 1996, das Udai schwer verletzt überlebte, nahm das Leben für den bis dahin designierten Nachfolger Saddams eine jähe Wendung. Möglicherweise auch wegen der Behinderung – Udai konnte erst im Sommer 1999 wieder ohne Krücken laufen – baute Saddam den zwei Jahre jüngeren Bruder Kusai als Nachfolger sowie Herrscher über die Sicherheitsapparate auf. Mit den paramilitärischen Fedajin-Saddam besaß Udai jedoch auch eine eigene Machtbasis.

Hans Dahne[dpa]

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