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DIE EVANGELISCHE KIRCHE: Misswirtschaft nicht ausgeschlossen

GESCHICHTEOhne Martin Luthers Kritik an den fragwürdigen Geldbeschaffungsmethoden des Papstes und der Banken- und Handelsgesellschaften hätte es die Reformation nicht gegeben. Zum Selbstverständnis der evangelischen Kirche gehörte von Anfang an dazu, mit Geld verantwortungsvoller umzugehen.

GESCHICHTE

Ohne Martin Luthers Kritik an den fragwürdigen Geldbeschaffungsmethoden des Papstes und der Banken- und Handelsgesellschaften hätte es die Reformation nicht gegeben. Zum Selbstverständnis der evangelischen Kirche gehörte von Anfang an dazu, mit Geld verantwortungsvoller umzugehen. Lange Zeit entschieden aber allein Bischöfe und weltliche Landesherren über die Verwendung des Geldes. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich das demokratisch-synodale Prinzip durch, seitdem darf das Kirchenvolk mitbestimmen.

KONTROLLE

In den 20 evangelischen Landeskirchen beschließen die Synoden die Haushalte, die aus Geistlichen und Laien zusammengesetzten Kirchenparlamente.

Landeskirchliche Rechnungshöfe prüfen die Haushalte, die Rechnungsprüfer der EKD, des Dachverbands der Landeskirchen, kontrollieren die Jahresabschlüsse. In den 16 000 juristisch selbständigen Kirchengemeinden entscheiden die Gemeindekirchenräte übers Geld.

TRANSPARENZ

Sie ist größer als in der katholischen Kirche, auch weil es nicht so viele nachgelagerte Körperschaften mit eigenen Vermögen gibt, keine Bischöflichen Stühle, keine Domkapitel. Auch sind die Landeskirchen bei der Umstellung von Kameralistik auf

moderne Buchführung
weiter.

Die EKD rechnet jedes Jahr die

laufenden landeskirchlichen und gemeindlichen Haushalte zusammen und kommt auf ein Gesamtvolumen von zehn Milliarden Euro; 4,7 Milliarden davon sind Kirchensteuereinnahmen. Das meiste Geld fließt in die Gemeinden. Auf www.kirchenfinanzen.de sind 24 000 Kirchengebäude, 17 000 Pfarrhäuser, 15 000 weitere Immobilien, 325 000 Hektar Wald und Felder aufgelistet. Aber diese Liste ist nicht vollständig. Es fehlen die Stiftungen mit

ihren Vermögenswerten. Die

Geschäftsführer der Stiftungen, die Beiträge zu landeskirchlichen Haushalten erwirtschaften, müssen den Synoden Rechenschaft geben.

MISSWIRTSCHAFT

Die kircheneigene Abrechnungsfirma der rheinischen Landeskirche, eine privatwirtschaftliche GmbH, hat sich mit unseriösen Geldgeschäften verzockt und mehr als vier Jahre die Bilanzen geschönt. 2011 ist der Skandal aufgeflogen. Um die Firma zu retten, musste die Kirche 20 Millionen aus ihren Rücklagen entnehmen. Die Ermittlungen wegen Betrugs laufen. Offen ist, warum kein kirchliches Kontrollgremium etwas gemerkt hat, der Finanzchef der Kirche saß schließlich im Aufsichtsrat der Firma. clk

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