zum Hauptinhalt
Der britische Außenminister William Hague auf der ersten „Cyberspace Konferenz“ in London.

© afp

Digitale Gefahr: Erste "Cyberspace Konferenz" in London

Britische Sicherheitsexperten bewerten Cyberattacken schon längst genauso gefährlich wie Terrorismus. Auf der Konferenz wird ein Kodex für das Internet diskutiert. Unter den Teilnehmern sind auch die Länder, aus denen angeblich die meisten Attacken kommen.

Die Angriffe mögen im virtuellen Raum erfolgen, ihre Folgen könnten jedoch durchaus real sein. Britische Sicherheitsdienste bewerten Cyberattacken, also Angriffe auf Computernetzwerke, deshalb schon längst als genauso gefährlich wie Terrorismus. Länder, die ihre Bankensysteme und ihr intellektuelles Eigentum nicht schützen könnten, würden in Zukunft schwer benachteiligt, erklärte der britische Außenminister William Hague am Dienstag bei der Eröffnung der ersten „Cyberspace Konferenz“ in London. Seine Forderung: Der soziale und wirtschaftliche Nutzen des Internets als gemeinsames Gut müsse vor Kriminalität und Sicherheitsattacken geschützt werden. Den „Cyberspace für kommende Generationen sicher zu machen ist eine unserer größten Herausforderungen“.

An der zweitägigen Konferenz, auf der Regierungs- und Unternehmervertreter aus 60 Ländern vertreten sind, nahmen auch Abgesandte der chinesischen und russischen Regierungen teil. Den Nationen, die in britischen Regierungskreisen ganz offen zu den wahrscheinlichsten Angreifern aus dem Netz gerechnet werden. Sie wolle nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, sagte die Cyberspace-Sicherheitsberaterin von Premier Cameron, Pauline Neville-Jones der BBC, nannte diese Länder aber jene, die „größeres Interesse an diesen Aktivitäten“ haben. Britische Sicherheitsdienste hätten festgestellt, dass ein Großteil von Computerattacken während chinesischer Bürozeiten stattfinden.

Der Chef der britischen Informations- und Abhöragentur GCHQ, Iain Lobban, enthüllte am Wochenende in der „Times“ in ungewöhnlicher Offenheit das „besorgniserregende“ Ausmaß täglicher Cyberattacken auf Großbritannien. Erst im Sommer sei das Außenministerium Ziel eines „signifikanten, aber erfolglosen“ Versuchs geworden, Geheiminformationen zu stehlen. Lobban sprach von einem „globalen, kriminellen Marktplatz“, auf dem Ideen und Designs gestohlen und gehandelt und das „wirtschaftliche Wohlergehen“ des Landes attackiert werde.

Die deutsche Teilnehmerin an der Konferenz, die IT-Beauftragte des Bundes, Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe, sagte im RBB-Inforadio, Cyberkrieg sei keine Science Fiction, jeden Tag erlebten Staaten und Wirtschaft, dass sie von diesen Gefahren real umgeben seien.

Ziel der Konferenz ist jedoch keine verbindliche Cyber-Konvention. Zunächst solle ein Dialog in Gang gesetzt und eine „London Agenda“ entwickelt werden, die unter anderem Normen und Standards beschreibt. „Verhalten, das in der ,realen’ Welt nicht akzeptabel ist, ist auch im Cyberspace nicht akzeptabel“, erklärte Hague. Menschenrechte und Meinungsfreiheit seien online so wichtig wie offline.

Zur Startseite