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Schüler einer 5. Klasse lernen mit iPads im Englischunterricht.

© dpa/Julian Stratenschulte

Digitalisierung, Lüftungskonzepte, Nachhilfe: Das sind die Themen beim Schulgipfel im Kanzleramt

Kinder und Jugendliche dürfen nicht die Verlierer der Pandemie sein, sagt Kanzlerin Merkel. Vor allem bei der Schuldigitalisierung gibt es noch viel zu tun.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat vor Gesprächen über die Schulen im Kanzleramt an diesem Montag an alle appelliert, die Hygieneregeln einzuhalten und damit zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs in der Corona-Pandemie beizutragen. Schule sei keine isolierte Veranstaltung. „Die Gesellschaft hat es durch ihr Verhalten insgesamt stark in der Hand, wie der Schulbetrieb in den nächsten Monaten laufen wird“, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Karliczek, SPD-Chefin Saskia Esken und die Kultusminister der Bundesländer beraten am Abend über die Lage an den Schulen in Corona-Zeiten und über weitere Schritte bei der Schuldigitalisierung. Die Schulschließungen im Frühjahr hatten in dem Bereich viele Defizite offengelegt.

Merkel nannte den Termin in ihrem Videopodcast am Wochenende „ein wichtiges Treffen“. Zwar liege die Zuständigkeit für die Schulen bei den Ländern, aber es gehe jetzt darum, „gemeinsam alles dafür zu tun, dass Kinder und Jugendliche nicht die Verlierer der Pandemie sind. Dies ist mir auch persönlich ein ganz wichtiges Anliegen“.

Vertreter von Bund und Ländern betonten vor den Gesprächen im Kanzleramt erneut, dass flächendeckende Schulschließungen, wie im Frühjahr, vermieden werden sollen. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte der dpa: „Die gesamte Schulfamilie ist sich einig, dass wir den Präsenzunterricht aufrechterhalten und keine Schulschließungen mehr wollen.“

Das Treffen knüpft an ein Gespräch Merkels, Eskens und mehrerer Ländervertreter im August an. Damals wurde unter anderem besprochen, dass für Schüler eine günstige mobile Internetflatrate angeboten werden soll und die Lehrer in Deutschland mit Dienstlaptops ausgestattet werden. Die 500 Millionen Euro für die Dienstgeräte sollen aus dem Corona-Aufbauprogramm der EU finanziert werden. Das gibt es allerdings noch gar nicht. Nach dpa-Informationen könnte es darum gehen, dass Bund und Länder das Geld vorstrecken, damit es schneller geht.

Weitere Themen sind der Anschluss der Schulen an schnelles Internet, die Fort- und Ausbildung von Lehrern und der Aufbau bundesweiter Online-Bildungsinhalte. Esken brachte am Wochenende auch kostenlose Nachhilfe für benachteiligte Schüler ins Gespräch.

Was während Corona schon auf den Weg gebracht wurde

Das milliardenschwere Förderprogramm „Digitalpakt Schule“ (5,5 Milliarden Euro) für den Aufbau der Infrastruktur an den Schulen war im Zuge der Corona-Krise um 500 Millionen Euro vom Bund aufgestockt worden. Mit dem Geld können die Schulen Leihgeräte für bedürftige Schüler anschaffen für den Fall erneuten Fernunterrichts. Außerdem sollen die Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren in den Förderkatalog des Digitalpakts aufgenommen werden, damit die Technik an den Schulen professionell betreut wird. Eine Entsprechende Vereinbarung zwischen Bund und Ländern ist nach Angaben Karliczeks „fast unterschriftsreif“.

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Der Deutsche Lehrerverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatten zuletzt von Fortschritten bei der Schuldigitalisierung gesprochen. Allerdings sei noch viel Luft nach oben. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte der dpa vor dem Treffen: „Unser Problem ist im Moment nicht das Geld. Unser Problem ist tatsächlich die Umsetzung.“ 30 bis 40.000 Schulen und 800.000 Lehrkräfte in Deutschland, da sei ein „dickes Brett“ zu bohren. „Auch wenn wir mittlerweile einen wesentlich größeren Bohrer aufgeschraubt haben und die Schlagzahl deutlich erhöht haben, wird das trotzdem noch etwas dauern, bis wir durch das Brett durch sind.“

Forderungen von Lehrerverbänden

Über Schulen und digitale Ausstattung zu reden könne nur ein erster Schritt sein, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack, der dpa. „Wir brauchen noch in diesem Herbst einen echten Corona-Bildungsgipfel, denn die Corona-Krise trifft Kitas, Schulen, berufliche Bildung, Weiterbildung und Hochschulen gleichermaßen.“ Dabei müssten auch die Beschäftigten im Bildungssystem, Eltern, Schüler, Studenten und Azubis zu Wort kommen.

Der Deutsche Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, forderte mit Blick auf wahrscheinlich steigende Ansteckungszahlen im Winter Lüftungskonzepte für alle Schulen. „Das geht von der einfachen Instandsetzung nicht zu öffnender Fenster über mobile Raumlüfter bis hin zu kurzfristigen baulichen Belüftungsmaßnahmen“, sagte die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing der dpa. Der Bund müsse entsprechende finanzielle Hilfen dafür bereitstellen. (dpa)

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