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Politik: Diktator im Wartestand

Nordkorea: Kim Jong Ils Sohn wird General

Peking - Wie wird man Kim Jong Un wohl künftig nennen? Nach dem Großen Führer und dem Geliebten Führer wäre Rätselhafter Führer wohl eine treffende Bezeichnung für Nordkoreas neuen Diktator im Wartestand. Zumindest für den Rest der Welt, denn dort ist über Kim Jong Un kaum etwas bekannt. Sogar über sein Geburtsjahr wird debattiert. Er soll 1983 oder Anfang 1984 geboren sein. Sicher scheint nur, dass Kim Jong Un nach dem Tode seines Vaters die einzige kommunistische Dynastie der Welt weiterführen soll. Am Dienstag hat sich der 68 Jahre alte, gesundheitlich angeschlagene Diktator Kim Jong Il vom erstmals seit 30 Jahren einberufenen Kongress der kommunistischen Partei als Parteichef bestätigen lassen und seinen jüngsten Sohn in ein offizielles Amt befördert. Damit hat er seine Nachfolge erstmals indirekt zum Thema gemacht. Kim Jong Un bekleidet fortan den Rang eines Viersternegenerals.

„Das ist die Einleitung des Machtübergangs“, erklärt Patrick Köllner, Nordkoreaexperte und Direktor des Hamburger Instituts für Asien-Studien Giga. „Kim Jong Un kann jetzt in einem herausgehobenen Amt Erfahrungen sammeln.“ Das Familien-Regime habe zudem Zeit, Kritiker und Abweichler gegen diesen Kurs zu identifizieren. Die wenigen Informationen über Kim Jong Un stammen entweder aus dessen Zeit zwischen 1996 und 2001 an einem Schweizer Internat in Bern – oder von Kim Jong Ils ehemaligen japanischen Koch. „Ganz der Vater“ beschreibt ihn Kenji Fujimoto. So soll er auch dessen Gnadenlosigkeit geerbt haben. Patrick Köllner glaubt jedenfalls nicht daran, dass sich das wirtschaftlich verarmte und politisch isolierte Nordkorea unter Kim Jong Un ändern könnte. „Eine größere politische und kommunikative Öffnung würde die Gefahr von unerwünschtem Einfluss und Informationen sowie Widerstand mit sich bringen.“ In Nordkorea entwickelt sich schon der übliche Personenkult um den neuen General. Seit kurzem existiert ein Lied, das Kim Jong Uns Fähigkeiten als Führer preist. Es heißt „Fußstapfen“. Benedikt Voigt

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