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Israels Botschafter in Berlin: Yakov Hadas-Handelsman..

© Kai-Uwe Heinrich

Diplomatie: Israels Botschafter sagt Veranstaltung in Berlin ab

Eigentlich sollte es ein Gespräch über den Dialog der Religionen werden. Der türkische Vize-Premier Bülent Arinc war ebenso geladen wie der israelische Botschafter Hadas-Handelsman. Doch es kam anders.

Berlin - Der Streit um die antizionistischen Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan führt nun auch in Deutschland zu diplomatischen Verstimmungen. Israels Botschafter, Yakov Hadas-Handelsman, sagte aus Protest seine Teilnahme an einer Veranstaltung mit dem türkischen Vize-Premier Bülent Arinc in Berlin ab. Zu dem Treffen am Dienstag in den Räumen des Bundestags hatte das „Inter Dialog Institute“ eingeladen, um unter dem Titel „Muslims, Jews, Christians: Peace is possible“ über den Dialog der Religionen zu diskutieren.

Botschafter Handelsman hatte nach eigener Aussage ursprünglich geplant, an der Veranstaltung teilzunehmen, „insbesondere, weil Dialog das konstruktive Element für Völkerverständigung ist“. Reden sei nun mal das Wichtigste, betonte Handelsman im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Erst als klar geworden sei, dass Erdogan seine „entsetzlichen Äußerungen und Lügen über den Zionismus“ nicht zurücknehmen würde, habe er sich zu einer Absage entschlossen. Genau derartige Aussagen widersprächen nun mal dem eigentlichen Sinn eines Dialogs. „Worüber hätte man in Berlin reden sollen? Die Voraussetzungen für ein konstruktives Gespräch waren einfach nicht erfüllt.“

Der türkische Premier hatte vor einigen Tagen bei dem von den Vereinten Nationen (UN) organisierten „Globalen Forum der Allianz der Zivilisationen“ in Wien gesagt: „So wie das für Zionismus, Antisemitismus und Faschismus gilt, ist es unerlässlich, Islamophobie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu betrachten.“ Die Bemerkungen waren sowohl in Israel als auch in den Vereinigten Staaten auf scharfe Kritik gestoßen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer „lügnerischen Erklärung“, Washington von „beleidigenden und falschen“ Aussagen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rügte Erdogans Worte ungewohnt deutlich und nannte diese „verletzend und spaltend“. In arabischen Medien allerdings gab es viel Zuspruch für die verbale Attacke auf den Zionismus.

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, hat zwar für die Absage des israelischen Botschafters Verständnis. Denn Erdogans Zionismus-Schelte sei „deplatziert“ und indiskutabel. Damit wolle der Premier vor allem innenpolitisch punkten. Dennoch hätte die Veranstaltung in Berlin womöglich die Chance geboten, um die belasteten Beziehungen zwischen Jerusalem und Ankara zumindest im kleinen Kreis zu verbessern. „Israel und die Türkei sind in der Region des Nahen Ostens zwei wichtige Partner und deshalb im Grunde aufeinander angewiesen.“

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