zum Hauptinhalt
Celikkol

© AFP

Diplomatie: Türkei akzeptiert die Entschuldigung Israels

Aus Protest gegen eine umstrittene TV-Serie war der türkische Diplomat Oguz Celikkol in das israelische Außenministerium einbestellt worden - und erlebte einen undiplomatischen Umgang. Nun hat sich Israel entschuldigt. Für die Türkei ist der Fall damit erledigt.

Ankara hat nach einem heftigen Streit eine israelische Entschuldigung für die öffentliche Demütigung eines türkischen Botschafters akzeptiert. „Mit diesem Schritt ist das Problem für uns erledigt“, zitierte der TV-Sender CNN-Türk am Donnerstag den türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu. Auslöser des Streits war eine von Israel als antisemitisch angesehene Fernsehserie.

Oguz Celikkol war empört gewesen. In seinem ganzen Leben habe er so etwas noch nie erlebt, schimpfte der türkische Botschafter in Israel. Die Israelis hätten ihn in einen „Hinterhalt“ gelockt und ein „schmutziges Spiel“ mit ihm gespielt. Celikkol war vom israelischen Vize-Außenminister Danny Ayalon vor laufenden Kameras erniedrigt worden, ein Zwischenfall, der das ohnehin bereits stark belastete Verhältnis zwischen der Türkei und dem langjährigen Partner Israel in eine neue schwere Krise gestürzt hat. Die Türkei drohte damit, Celikkol aus Tel Aviv abzuberufen. Nach türkischen Medienberichten traf die von Ankara geforderte formelle Entschuldigung Ayalons am Mittwochabend in der türkischen Hauptstadt ein.

Celikkol musste Anfang der Woche bei Ayalon in einem Büro des israelischen Parlaments antreten, weil sich dieser über die jüngste Folge von „Tal der Wölfe“ beschweren wollte, eine ebenso brutale wie erfolgreiche Agentenserie im türkischen Privatsender Star TV, in der Israelis als Halunken dargestellt werden.

Für seinen Protest wählte Ayalon eine Form, die allen diplomatischen Gepflogenheiten widerspricht. Er ließ den türkischen Diplomaten erst warten und setzte ihn dann vor laufenden Kameras auf ein niedriges Sofa. Auf Hebräisch forderte er die israelischen Journalisten auf, den Unterschied in der Sitzhöhe auch recht deutlich abzubilden. Das bei solchen Treffen übliche türkische Fähnchen hatte er kurz vor dem Gespräch mit Tisch entfernen lassen, nur eine israelische Flagge blieb. „Die Leute sollen sehen, dass er unten sitzt und wir oben, und dass hier nur eine Fahne steht“, sagte Ayalon.

In der Türkei brach ein Sturm der Entrüstung los, und auch Beobachtern in Israel blieb die Spucke weg. Alon Liel, ein früherer israelischer Botschafter in Ankara, erklärte, er schäme sich dafür, wie mit Celikkol umgegangen worden sei. Beim nächsten Mal werde der türkische Botschaft womöglich auch noch verprügelt. Ayalon drückte zunächst zwar sein Bedauern aus, vermied aber eine klare Entschuldigung. Erst am Abend schickte er ein zweites Schreiben nach Ankara, in dem er sich laut Medienberichten bei Celikkol und beim türkischen Volk entschuldigte.

Abgesehen davon, wie der aktuelle Streit ausgehen wird: Von einer Partnerschaft kann zwischen der muslimischen Türkei und dem jüdischen Staat Israel ohnehin nicht mehr die Rede sein. Die Türken fühlen sich von den Israelis hintergangen, seit der damalige Premier Ehud Olmert Ende 2008 bei einem Besuch in Ankara die Gastgeber über die bevorstehende Miliäraktion in Gaza im Dunkeln ließ. Kurz darauf brach der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan beim Weltwirtschaftsforum in Davos eine Podiumsdiskussion mit dem israelischen Staatschef Schimon Peres ab. In der Türkei gehört Israel heute zu den unbeliebtesten Ländern überhaupt, laut Umfragen ist Antisemitismus weit verbreitet.

Israel befürchtet, dass sich die Türkei vom Westen abwendet und sich mit dem Iran zusammentut. Bei der aktuellen Krise spielen möglicherweise auch innerkoalitionäre Spannungen in Israel eine Rolle. Laut Presseberichten handelte Ayalon auf Weisung des rechtsgerichteten Außenministers Avigdor Lieberman, der eine Reise von Verteidigungsminister Ehud Barak in die Türkei sabotieren will. Barak wird am kommenden Wochenende in Ankara erwartet.

Obwohl sie mehr und mehr auseinanderdriften, haben beide Staaten grundsätzlich ein Interesse an einer Fortsetzung ihrer Partnerschaft. Ohne starke Verbindungen zur Türkei würde die regionale Isolierung Israels zunehmen. Und ohne enge Beziehungen zu Israel könnte die Türkei nicht mehr von sich behaupten, als eines der wenigen Länder der Nahost-Gegend von allen Beteiligten als Gesprächspartner ernst genommen zu werden.

Selbst wenn Türken und Israelis die derzeitigen Spannungen einvernehmlich aus der Welt schaffen können, wird die Erniedrigung für Celikkol nicht die letzte Gelegenheit für Streit gewesen sein. Die Macher vom „Tal der Wölfe“, das bereits vor Jahren mit anti-amerikanischen und anti-israelischen Aussagen für Furore sorgte, kündigten an, sie würden bei ihrer Linie bleiben. Möglicherweise setzen sie sogar noch eins drauf: Im Gespräch ist ein Kinofilm mit dem vielsagenden Titel „Tal der Wölfe – Israel“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false