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Washington empfängt Chinas Hu mit allen Ehren.

© dpa

Diplomatie: USA und China zelebrieren Freundschaft

Während sich Chinas Hu und Amerikas Obama alle Mühe geben, die Beziehung zwischen den beiden Ländern zu fördern, zeigt sich, dass die Medien noch nicht so weit sind.

Die Temperatur lag knapp über dem Gefrierpunkt bei der fast einstündigen Zeremonie vor der Südfassade des Weißen Hauses. Chinas Präsident Hu Jintao, sein Gastgeber Barack Obama, ihre Frauen und Delegationen schützten sich mit langen Wintermänteln. Den Gästen aus Asien dürfte es warm ums Herz geworden sein. Der außergewöhnliche protokollarische Aufwand unter freiem Himmel – Salutschüsse, Ehrenwachen in historischen und aktuellen Uniformen, Unmengen von Fahnen, Reden beider Präsidenten – bezeugte die historische Bedeutung des Moments, der in beiden Ländern im Fernsehen übertragen wurde: Die USA erkennen China als neue Supermacht auf der Weltbühne an. Am Abend zuvor hatten die Obamas ein privates Abendessen für Hu gegeben.

In der gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch Nachmittag wurden die Unterschiede in den politischen Systemen beider Länder und den Temperamenten ihrer Präsidenten unübersehbar. Mit unterschwelliger Schärfe fragten die US-Journalisten, die Chinesen eher nach Gefühlen. Obama antwortete detailliert, oft unterfüttert mit Zahlen, manchmal auch mit einem Scherz. Hu sprach eher allgemein und ohne eine Miene zu verziehen. Auch mit der Übersetzung haperte es.

Der Korrespondent der amerikanischen Nachrichtenagentur AP fragte, wie Obama so herzlich mit dem Oberhaupt eines Landes speisen könne, das permanent die Menschenrechte verletze? Er fügte hinzu, auch Hu könne, wenn er wolle, antworten; es klang fast respektlos. China habe eine andere Geschichte als die USA und befinde sich in einer anderen Entwicklungsphase, sagte Obama. Er habe Hu offen dargelegt, dass Amerikaner die uneingeschränkte Meinungs- und Versammlungsfreiheit auch von China erwarten. Hu nahm erst später Stellung. Ihm war nicht übersetzt worden, dass sich die Frage auch an ihn richte. Acht Mal habe er sich bereits mit Obama getroffen; „jedes Mal haben wir eine Reihe von Fragen intensiv diskutiert, darunter die Menschenrechte“. China bekenne sich zum Respekt vor den Grundrechten. Es gebe unterschiedliche Meinungen, was dazu zähle. „China hat bei den Menschenrechten große Fortschritte gemacht, das wird allgemein anerkannt.“

Eine chinesische TV-Reporterin zweifelte, ob Obama „ruhigen Herzens mit einem immer stärker werdenden China leben könne“? Ja, das könne er, sofern Chinas Aufstieg friedlich und im Einklang mit internationalen Regeln erfolge, bekräftigte der. Chinas Erfolg sei „gut für die Welt“ und „gut für Amerika“; dann steige die Kaufkraft der Chinesen. „Wir wollen euch Flugzeuge und Autos verkaufen.“

Schade die Unterbewertung des Renminbi nicht den US-Exporten, hakte der nächste Amerikaner nach. Hu verspreche eine allmähliche Korrektur, sagte Obama, habe aber „Sorge, wenn es zu schnell geht. Ich zähle auf seine Entschlossenheit.“

Er bitte den Dolmetscher, korrekt zu übersetzen, leitete der nächste Chinese seine Frage ein: Ist das beiderseitige Misstrauen das größte Hindernis? Obama: Je größer das Vertrauen, umso leichter können wir Probleme lösen. Hus Rat: Je mehr Menschen hin und her reisen, desto besser das gegenseitige Verständnis. Diesmal hatte er eine Zahl parat: Drei Millionen Besucher habe es 2010 gegeben, also 8.200 pro Tag – „unvorstellbar, als wir vor 30 Jahren die Beziehungen aufnahmen“.

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