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Cecilia Sarkozy

© dpa

Diplomatie: Wunderwaffe Cécilia

Wie die Sarkozys sich im Drama um die bulgarischen Schwestern in Szene setzten, löst auch Kritik aus.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seine Gattin Cécilia werden in diesen Tagen in Bulgarien wie Volkshelden gefeiert. Nach der Freilassung der fünf bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischstämmigen Arztes aus libyscher Haft in der Nacht zum Dienstag überschlugen sich manche Zeitungen förmlich in ihren Lobpreisungen auf das französische Präsidentenpaar. „Danke, Frankreich!“ titelte die bulgarische Tageszeitung „Pari“, nachdem Cécilia Sarkozy gemeinsam mit der EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner vor der Freilassung der Schwestern 48 Stunden lang mit der libyschen Führung verhandelt hatte. Die bulgarische Hauptstadt Sofia verlieh den Sarkozys gemeinsam mit der EU-Kommissarin Ferrero- Waldner sogar die Ehrenbürgerschaft. Dass nach Brüsseler und Berliner Lesart der Sondereinsatz der französischen Präsidentengattin den Deal zwischen der EU und Tripolis zur Freilassung der Krankenschwestern jedoch noch verkompliziert hat, geht in dem allgemeinen Jubel in Bulgarien unter.

Aber auch in Frankreich setzt sich die sozialistische Opposition sehr wohl kritisch damit auseinander, dass Präsident Sarkozy seiner Frau Cécilia offenbar grundsätzlich die Rolle einer humanitären Sonderbotschafterin zugedenkt. Die schärfste Kritik am medienwirksamen Coup des französischen Präsidenten kam vom ehemaligen sozialistischen Europaminister Pierre Moscovici: „Es ist nicht in Ordnung, ständig die Decke zu sich rüberziehen zu wollen“, sagte er. Denn viel eher als Frankreich sind es Großbritannien und die im Juni beendete deutsche EU-Präsidentschaft gewesen, die sich die Freilassung der Krankenschwestern als ihren Erfolg auf die Fahnen schreiben können.

In Berlin wird offiziell zwar keine Kritik daran geübt, dass Nicolas Sarkozy, kaum im Amt, das Schicksal der bulgarischen Krankenschwestern zu einem seiner zentralen Anliegen machte. Aber durch die Blume ließ der Staatsminister im Auswärtigen Amt Günter Gloser (SPD) doch erkennen, dass die deutsche Diplomatie erst noch dabei ist, sich an das hemdsärmelige Auftreten des neuen Amtsinhabers im Pariser Elysée-Palast zu gewöhnen: „Jeder hat vielleicht auch einen gewissen eigenen Stil. Lassen wir uns sozusagen jetzt nicht durch diese Oberfläche irritieren“, sagte Gloser am Mittwoch im RBB-Inforadio.

Sarkozy versteht die ganze Aufregung um sein persönliches Engagement für die bulgarischen Krankenschwestern, für das er in den vergangenen Wochen auch seine Ehefrau einspannte, ohnehin nicht. Seine Frau habe in ihren Verhandlungen mit den Libyern „großen Mut, große Ehrlichkeit, eine große Menschlichkeit“ an den Tag gelegt, sagte der Präsident, nachdem die Krankenschwestern und der Arzt erfolgreich nach Bulgarien überstellt worden waren. Sehr schnell habe Cécilia erkannt, dass der Schlüssel zu einem Verhandlungserfolg darin liege, auch auf das Leid der libyschen Familien einzugehen, die während der Aids-Epidemie in einem Krankenhaus in der Hafenstadt Benghasi ihre Kinder verloren. Und der Generalsekretär des Elysée-Palastes, Claude Guéant, sekundierte seinem Präsidenten: Wer den Einsatz von Madame Sarkozy kritisiere, zeige damit nur seine „Unkenntnis des Problems“, sagte er.

Am Mittwoch traf nun Sarkozy selbst in der libyschen Hauptstadt Tripolis ein. Beide Seiten vereinbarten eine Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie. Ziel sei der Bau eines Atomkraftwerks in Libyen, das Energie zur Meerwasser-Entsalzung liefern solle. Das Treffen zwischen Frankreichs Staatschef und dem libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi sollte vor allem eines signalisieren: Libyen gehört nicht mehr zu den Pariahs der internationalen Staatengemeinschaft.

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